Bildungsministerin Ahnen

"Die Lehre blutet aus", skandierten Mitte November rund 300 Medizinstudenten, die vom Mainzer Unigelände zum Bildungsministerium in das Regierungsviertel der Landeshauptstadt gezogen waren. Dort übergaben sie Bildungsministerin Doris Ahnen mehr als 100 Blutabnahmen, die sie vorher fachgerecht an sich ausgeführt hatten.

Herausgefordert hatte diesen ungewöhnlichen Protest die Kürzung des Lehrbudgets um 2,3 Millionen Euro. Der Schwerpunkt der künftigen Mittelverteilung soll offenbar auf der Forschung liegen. Ohne Ausbildung keine Forschung, sagen die Studenten. Die angehenden Medizinerinnen und Mediziner prangern die derzeitigen Missstände in der Ausbildung an. Insbesondere das praktische Jahr bedeute praktizierte Ausbeutung. Ein Jahr lang acht Stunden am Tag Knochenarbeit ohne Gehalt, und jetzt sollen noch Zusatzleistungen gestrichen werden - das ist zu viel. Die Studenten fordern als Mindeststandard freie Kost und Logis an allen Lehrkrankenhäusern.

Die Studierenden geben ihr Blut für den Protest

Im November 2009 fanden in Mainz wie in vielen anderen deutschen Universitätsstädten Veranstaltungen und Kundgebungen beim Bildungsstreik statt. Am 19. November demonstrierten rund 3 000 Studierende für bessere Lehr- und Lernbedingungen. Auffällig waren die umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen. Der Polizeieinsatz übertraf den Aufwand bei vergleichbaren Demonstrationen und erinnerte eher an Einsätze bei Bundesligaspielen. Beim Bildungsstreik 2008 war bei der Besetzung eines Regierungsgebäudes eine Schreibmaschine "entführt" worden, die nur gegen Erfüllung der Forderungen wieder freigelassen werden sollte. Anita Schätzle