es war ja abzusehen, dass auch dieses Geschäftsmodell hierzulande einmal zum Zuge kommen würde: Leute anheuern, sie arbeiten lassen - und am Ende gar nichts zahlen, sondern nur kassieren. Ausgerechnet ein Theologe hat die Firma mit dem schönen Namen "Friendly Service" an den bundesdeutschen Markt gebracht. Abgeguckt hat er dieses innovative Modell des freien Unternehmertums wohl in den USA, da ist es längst schon üblich. Und so geht das: Der Mann wirbt Schüler und Studenten an, vermittelt sie als Tüteneinpacker beziehungsweise Einpackhelfer an Lebensmittel- oder auch Drogerieketten und kassiert von den Ketten- oder Ladenbesitzern drei bis fünf Euro pro Mann oder Frau und Stunde, wie es heißt. Die Packerinnen und Packer dürfen immerhin das Trinkgeld behalten, sofern die Kundschaft in Geberlaune ist. Und sogar ein Leistungssystem hat "Friendly Service" bereits eingeführt: Wer das meiste Trinkgeld bekommt, dem teilt der Chef die besten Schichten zu. Na toll. Ob das alles rechtens ist? Das lässt der theologisch gebildete Geschäftsmann angeblich gerade von seinen Anwälten prüfen. Motto: Erstmal machen, dann prüfen.

Aber es gibt auch kleine Lichtblicke, was den ausufernden Absturz des Lohnniveaus im Niedriglohnsektor angeht. Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat sozusagen passend zur Adventszeit festgestellt, dass die Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalservice, CGZP, nicht tariffähig ist. Damit haben ver.di und die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit bereits in zweiter Instanz Recht bekommen. Gottlob, möchte man sagen. Ausgezeichnet hat sich die CGZP bisher vor allem durch den Abschluss von Gefälligkeitstarifverträgen zum Zwecke der Lohnsenkung - Bericht Seite 11. - Die nächste ver.di PUBLIK erscheint Mitte Februar. Die Redaktion wünscht Ihnen und Euch eine schöne Weihnachtszeit und ein gutes neues Jahr.

Maria Kniesburges, Chefredakteurin der ver.di PUBLIK