"In meinem Alter ist es wichtig, dass ich mich noch beweisen kann."

ver.di PUBLIK | Frau Heitzenröder, wie lange sind Sie im Betrieb?

MONIKA HEITZENRÖDER | Ich habe hier vor 32 Jahren als Auszubildende angefangen und alle Wechsel mitgemacht.

ver.di PUBLIK | Sind Sie jetzt nach der Betriebsversammlung schlauer?

HEITZENRÖDER | Ich habe mir das alles erst mal in Ruhe angehört. Das ist alles Neuland. Ich bin Gewerkschafterin, traue aber derzeit niemandem mehr auf Anhieb. Ich muss alle Informationen erst einmal filtern.

ver.di PUBLIK | Und wird es Ihnen dann besser gehen?

HEITZENRÖDER | Nein, wie denn? Ich weiß, dass ich als Führungskraft in meinem Alter kaum eine Chance habe. Da ist jetzt auch bei mir keine große Hoffnung geweckt worden, dass ich vermittelbar bin.

ver.di PUBLIK | Das hört sich resigniert an.

HEITZENRÖDER | In meinem Alter ist es wichtig, dass ich mich noch beweisen kann, dass jeder die Möglichkeit bekommt, seine Leistungen zu zeigen. Dass hier viele Ältere arbeiten, liegt daran, dass wir geblieben sind, weil wir zufrieden waren. Hier ist alles noch sehr familiär. Hier wird sich zugehört, bei Sorgen auch mal in den Arm genommen und gedrückt. Viele müssen jetzt lernen, dass das nicht überall so ist. Ich kann nicht erwarten, dass mir jemand hilft. Es ist nun jeder selbst gefordert.

ver.di PUBLIK | Was werden Sie denn jetzt in den nächsten Wochen tun, so lange Sie noch arbeiten?

HEITZENRÖDER | So schnell wie möglich einen neuen Arbeitsplatz suchen und vielleicht finden. Ich glaube, den Wunsch hat hier jeder. Aber das wird schwer. Interview: Heide Platen