von Thomas Voß, Landesbezirksleiter

Hinter uns liegt ein von der Wirtschaftskrise geprägtes Jahr. Angst vor Arbeitsplatzverlust und sozialem Abstieg bestimmt den Alltag vieler Menschen. Tausende sind von Insolvenzen betroffen, haben nicht nur Arbeit, sondern auch Hoffnung verloren. Unter dem Deckmantel der Krise versuchten nicht wenige Arbeitgeber, Tarifverträge aufzuweichen, Rechte von Beschäftigten und ihrer Interessenvertretungen einzuschränken. Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter hielten dagegen, kämpften für mehr Geld, für Arbeitsplatzerhalt und soziale Sicherheit.

Oft durchaus erfolgreich. So verhinderten die Großhandelsbeschäftigten die Aufweichung ihrer Tarifverträge, Postlerinnen und Postler die Aussetzung ihrer Lohnerhöhung. Computerspezialisten beim IT-Dienstleister EDS wehrten sich gegen die Schließung von Standorten. Beschäftigte der Landesverwaltungen, bei der Telekom, im Einzelhandel erzwangen akzeptable Tarifabschlüsse. Erzieherinnen und Sozialarbeiter setzten in einem ersten Schritt die Aufwertung ihres Berufsbildes durch. Bankerinnen und Banker machen mobil gegen wachsenden Verkaufsdruck.

Nicht jeder Kampf war erfolgreich. Trotz monatelangen Einsatzes für ihre Jobs bleibt den Rettungssanitätern des DRK Borna nur noch die Hoffnung auf einen Sieg vor Gericht. Das einzige verbliebene Hertie Kaufhaus in Görlitz wurde trotz großer Unterstützung von Bevölkerung und Politik geschlossen. Hunderte Quelle-Mitarbeiter/innen in Magdeburg und Leipzig standen von einem Tag auf den anderen vor dem Aus. Mancher Kampf dauert an. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Karstadt machen sich weiter für den Erhalt ihrer Häuser stark.

Das politische Umfeld war für unsere Anliegen nicht günstig. Statt den gesetzlichen Mindestlohn einzuführen, statt durch kräftige Konjunkturprogramme die Binnennachfrage nachhaltig zu stärken, setzte die Politik weiter auf Steuerentlastungen für Unternehmen und Sparhaushalte. Leider haben die Wahlen die wirtschaftsliberal geprägte Richtung noch weiter gestärkt. Die neue Regierung im Freistaat Sachsen formulierte mit der Koalitionsvereinbarung Ziele, die unseren klar widersprechen. Sehr skeptisch beobachten wir die Arbeit der neuen Regierung in Thüringen. Deren Koalitionsvereinbarung spricht zwar vieles an, was unseren Vorstellungen nahekommt, die Umsetzung jedoch ist noch offen und alles steht unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit.

Gewerkschaftsarbeit wird also künftig nicht einfacher, aber umso wichtiger. Wir müssen es besser als bisher schaffen, Menschen zu informieren, zu überzeugen, für uns zu gewinnen und insbesondere ihnen Mut zu machen, entschlossen selbst für ihre Interessen einzustehen. Nur so entsteht der erforderliche Druck, um Verhältnisse zu verändern und unsere Ziele durchzusetzen.

Vor uns liegen harte Tarifauseinandersetzungen. Trotz des hohen Krisendrucks werden wir sie offensiv angehen. Die Last der Krisenbewältigung darf nicht auch noch über Einkommensabsenkungen den Beschäftigten aufgebürdet werden, während die Verursacher bereits wieder kräftig im Finanzmarktkasino zocken.

In diesem Sinne wünsche ich uns Kraft für die vor uns liegenden Herausforderungen. Unser Mut ist unsere Stärke.