Ausgabe 01/2010-02
Ab jetzt wird neu gerechnet
Von Anfang an dabei: ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske bei den Streikenden im Betriebshof Möhringen
Busse und Bahnen blieben in Stuttgart 24 Stunden in ihren Depots. Der Müll wurde nicht abtransportiert. Zahlreiche Kindertagesstätten blieben geschlossen. Das Klinikum Stuttgart arbeitete nur im Notbetrieb. Auch die Bäder in der Landeshauptstadt blieben am 4. Februar zu. Zahlreiche Streikende aus den Landkreisen Ludwigsburg, Böblingen und Rems-Murr kamen nach Stuttgart, um an einer gemeinsamen Demonstration und Kundgebung teilzunehmen.
Bereits um neun Uhr versammelten sich fast 700 Beschäftigte des Stuttgarter Klinikums und einiger Krankenhäuser der Region vor dem Katharinenhospital zu einer Streikkundgebung. Thomas Böhm, Personalratsvorsitzender im Klinikum und Vorsitzender des ver.di-Bezirkes Stuttgart, war hoch erfreut über die hohe Streikbeteiligung.
9 Uhr: 700 Demonstranten ziehen vor das Klinikum Stuttgart
Einige Stunden früher, um fünf Uhr, besuchte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske die Kolleginnen und Kollegen der Stuttgarter Straßenbahnen AG, SSB. Die Forderungen seien berechtigt und das Tarifergebnis müsse auf den Nahverkehr so umgelegt werden, dass die Beschäftigten keinen Cent schlechter gestellt würden. Klaus Felsmann, Betriebsratsvorsitzender der SSB, bekräftigte die Forderungen von ver.di für den Nahverkehr. Er kritisierte die Verhandlungsverweigerung der Arbeitgeber. Anschließend ging es zum Betriebshof der Stuttgarter Abfallwirtschaft, AWS, in Vaihingen, wo Bsirske von den dort streikenden Kollegen empfangen wurde.
Ab elf Uhr zog sich ein langer Demonstrationszug durch die Stuttgarter Innenstadt. Vorschnell hatte der ver.di-Bezirk eine Teilnehmerzahl von 4 000 bekannt gegeben, letztlich waren es dann aber fast 6 000. Verstärkung kam auch durch Streikende aus den Nachbarkreisen und aus Freiburg. Auf der Abschlusskundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz sprachen Ellen Paschke für den ver.di-Bundesvorstand, Frank Stöhr für die Tarifunion des Beamtenbundes, Doro Moritz für die GEW, Dominik Bollinger für die ver.di-Jugend und Bernd Riexinger für den ver.di-Bezirk Stuttgart.
6000 Demonstranten waren es am Ende in der Stuttgarter Innenstadt
Die Arbeitgeber wurden wegen ihrer Blockadehaltung heftig kritisiert. Die Beschäftigten im öffentlichen Dienst seien nicht bereit, die Rechnung für eine Krise zu bezahlen, die sie nicht verursacht hätten.
Im ver.di-Bezirk Stuttgart wurde am Ende des Warnstreiktages ein äußerst positives Fazit gezogen. Der ver.di-Bezirkssekretär Cuno Hägele sagte: "Wir haben hier eine gute Streikkultur entwickelt. Die Kolleginnen und Kollegen sind entschlossen, für ihre Interessen zu kämpfen." Bernd Riexinger, der ver.di-Bezirksgeschäftsführer, kündigte weitere Streiks an, sollten sich die Arbeitgeber nicht bewegen.