AGNES SCHNEIDER ist stellvertretende Landesbezirksleiterin ver.di Hamburg

Lidl für faire Arbeitsbedingungen: In Werbeflugblättern preist sich der Discounter, bei der Produktion der Aktionsartikel internationale Arbeitsrechte zu achten. Die Kampagne für saubere Kleidung sieht hier einen krassen Widerspruch zum menschenverachtenden Arbeitsalltag und zu massiven Verstößen gegen Sozialstandards in den Zulieferfabriken. Aktive machen seit Jahren darauf aufmerksam, dass Arbeiterinnen in Bangladesch und andernorts für die billigen Waren hierzulande einen hohen Preis bezahlen: Lidl lebt von der Armut und macht zugleich arm. Die Argumentation der Verbraucherzentrale Hamburg, mit der sie Lidl jetzt vor den Kadi zitiert, leistet einen weiteren Beitrag dazu, die Armutsspirale zu stoppen: Weil Kunden vorgegaukelt wird, dass international geltende Sozialstandards eingehalten würden, bei der Produktion der Billig-Waren tatsächlich jedoch massive Missstände belegbar seien, betreibe der Konzern unlauteren Wettbewerb und täusche so die Kunden.

Seit dem Schwarzbuch Lidl von ver.di antwortet der Konzern auf öffentlich vorgetragene Vorwürfe immer wieder mit aufwändigen Positiv-Kampagnen. Am Ende steht für Lidl stets das Ziel, noch mehr Umsatz und Profit zu machen. Aber es wäre falsch, alles nur als bloße Image-Kampagnen abzutun. Der öffentliche Druck von Gewerkschaften, gesellschaftlichen Organisationen, Daten- und neuerdings Verbraucherschützern bewirkt spürbare Verhaltensänderungen im Konzern - und in der ganzen Branche. Freilich bleibt noch ein weiter Weg, akzeptable Standards in der Produktion wie im Verkauf durchzusetzen. Er muss mit der klaren Verpflichtung zur Wahrung von Sozialstandards, mit Rechenschaftspflichten und Auskunftsrechten für Verbraucher abgekürzt werden. Für uns als Gewerkschaften - in den Zulieferländern wie in Deutschland - gilt es, die Beschäftigten zu organisieren und gemeinsam mit ihnen daran zu arbeiten, dass endlich faire Arbeitsbedingungen einkehren.