TÜRKEI II | Die türkische Schriftstellerin Pinar Selek, die sich für die Interessen sozial benachteiligter Gruppen und die Rechte ethnischer Minderheiten einsetzt, ist von einer lebenslangen Freiheitsstrafe bedroht. Ende der 90er Jahre wurde sie wegen angeblicher Propaganda für die kurdische PKK verhaftet, saß zweieinhalb Jahre in U-Haft und wurde gefoltert. Man warf ihr vor, einen Bombenanschlag auf einen Istanbuler Basar verübt zu haben. Das Verfahren zog sich über acht Jahre hin. Nachdem der Hauptzeuge der Anklage eingeräumt hatte, seine Aussage unter Folter gemacht zu haben, wurde sie 2006 freigesprochen. 2009 ging der Fall wegen angeblicher Formfehler vor die oberste Instanz, der Freispruch wurde aufgehoben. Das Oberste Kassationsgericht in Ankara fordert jetzt eine lebenslängliche Haftstrafe für die Schriftstellerin. Das deutsche P.E.N.-Zentrum bittet Künstler, Politiker und andere Interessierte darum, Pinar Selek mit ihrer Unterschrift zu unterstützen. Dem Aufruf sind bisher Christa Wolf, Heiner Geißler, Fatih Akin, Wolfgang Kohlhaase, Günter Wallraff und viele andere gefolgt. Selek ist zurzeit Stipendiatin im Writers-in-Exile-Programm des deutschen P.E.N.-Zentrums.

www.pinarselek.com

https://vs.verdi.de/aktuelles

E-Mail: christaschuenke@mac.com


2000. Schiff mit Tarifvertrag

WELTMEERE | Mit der "E.R. Seoul", einem Containerschiff unter deutschem Zweitregister, hat die Internationale Transportarbeiterföderation ITF kürzlich den 2000. ITF-Tarifvertrag abgeschlossen. Er sichert den Besatzungen von Billigflaggenschiffen bessere Arbeitsbedingungen und Mindest-Sozialstandards. Als Erfolg, besonders in Zeiten der aktuellen Schifffahrtskrise, bewertete ver.di-Bundesfachbereichsleiter Erhard Ott den Abschluss. Die deutschen Gewerkschafter liegen damit hinter den japanischen Kollegen weltweit auf dem zweiten Platz beim Abschluss solcher Verträge. Darüber informierte Barbara Ruthmann, die Leiterin der ITF-Billigflaggenkampagne. Die Aktion würde nicht funktionieren ohne die Solidarität der Hafenarbeiter, die die Be- und Entladung solcher Schiffe immer wieder boykottieren.

www.billigflaggenkampagne.de


Reporter erschossen

HONDURAS | Im März sind laut der Organisation "Reporter ohne Grenzen" in Honduras fünf Reporter ermordet worden. Das Land ist zurzeit weltweit der gefährlichste Staat für Journalisten; keiner der Journalistenmorde der letzten Zeit in Honduras wurde bisher aufgeklärt. Zwei der im März erschossenen Reporter hatten über die Drogenmafia im Land berichtet.


Selbstmordserie wird untersucht

FRANCE TÉLÉCOM | Die Pariser Staatsanwaltschaft geht der Frage nach, warum seit 2008 inzwischen mehr als 40 Beschäftigte der France Télécom den Freitod gewählt haben (ver.di PUBLIK 11_2009 berichtete). Anlass ist eine Klage der Gewerkschaft Sud und ein Bericht des französischen Gewerbeaufsichtsamts. Danach habe die France Télécom die Gesundheit von Mitarbeitern durch die Umstrukturierung des Konzerns aufs Spiel gesetzt. Zudem wird dem Management Mobbing vorgeworfen.


Kritik an der Telekom

USA | Gemeinsam mit der amerikanischen Gewerkschaft CWA hat ver.di bei einer Pressekonferenz das Verhalten der Deutschen Telekom als Arbeitgeberin in den USA kritisiert. Ihre Tochter T-Mobile USA verhindere, dass sich die Beschäftigten dort gewerkschaftlich organisieren (ver.di PUBLIK 12_2009 berichtete). Vertreter beider Gewerkschaften berufen sich dabei auf einen Bericht des Wissenschaftlers John Logan von der San Francisco State Universität, der jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt.

http://tk-it.verdi.de/weltweit