Ausgabe 06/2010-07
Jobgarantie als Druckmittel
Der Kaufhof (links) in der Bahnhofstraße von Hannover
Mit zwei Häusern ist die Galeria Kaufhof in Hannover vertreten. Das Haus in der Bahnhofstraße gehört sogar zu den umsatzstärksten der Warenhauskette. Die Galeria-Umsätze florieren. Doch der Metro-Konzern, der seine Kaufhäuser gerne an einen Investor verkaufen würde, will die Rendite offenbar noch weiter erhöhen. So hat die Konzernleitung von ihren rund 25000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von derzeit 37,5 auf 42 Stunden gefordert - und zwar ohne Lohnausgleich. Im Gegenzug biete man eine Arbeitsplatzgarantie bis Ende 2013, erklärte das Unternehmen. Bei ver.di stößt das dem Gesamtbetriebsrat vorgestellte Konzept auf scharfe Kritik. "Der Kaufhof macht gute Gewinne. Warum sollten also die Beschäftigten auf Lohn verzichten?", fragt ver.di-Fachbereichsleiter Heiner Schilling. Eine Unternehmenssprecherin erging sich im Positiven: "Wir sind gut aufgestellt, erfolgreich, und genau das soll auch so bleiben." Das Angebot an die Mitarbeiter sehe neben der Jobgarantie auch eine individuelle Erfolgsbeteiligung am Umsatz vor. Zudem würden eine Ausbildungsquote von zehn Prozent und eine Übernahmequote von mindestens 70 Prozent zugesichert. Wer nicht wolle, werde einfach zu den alten Konditionen weiterbeschäftigt, so die Sprecherin.
Zum Verkauf aufgehübscht
Wie die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane nennt auch Heiner Schilling die Pläne der Kaufhof-Leitung "unverfroren und unverständlich". Es werde ein immenser Druck aufgebaut. "Das ist eine völlig inakzeptable Lohnsenkung durch die Hintertür", so Schilling. Mit dem Versuch, über eine Arbeitszeitverlängerung Personalkosten zu senken, solle die Metro-Tochter Kaufhof lediglich für den geplanten Verkauf an einen Investor "aufgehübscht" werden, vermuten die ver.di-Einzelhandelsexperten. Metro-Chef Eckhard Cordes hatte Ende März erklärt, der Handelskonzern könnte seine Warenhaussparte Kaufhof noch in diesem Jahr abstoßen. Sollten die Finanzmärkte nicht erneut zusammenbrechen, werde die Tochter noch in diesem Jahr verkaufsfähig sein. Interessiert sind nach Angaben des Metro-Chefs kapitalstarke Finanzinvestoren.