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Auch nach drei überstandenen Insolvenzen sollen die Galeria-Beschäftigten weiter Abstriche machenFOTO: Christian v. Polentz

Nach drei Insolvenzen in dreieinhalb Jahren, einem weiteren Eigentümerwechsel, Filialschließungen und Stellenabbau wünschten sich die noch rund 12.000 Beschäftigten der Galeria-Warenhäuser endlich Ruhe im Arbeitsalltag und eine Erhöhung der Tarifgehälter. Doch es sieht nicht so aus, als ob ihnen in nächster Zeit ihre Wünsche erfüllt werden.

Das Galeria-Management, in dem der frühere Kaufhof-Chef Olivier Van den Bossche an der Spitze steht, hat Entgelterhöhungen an den Ausstieg aus der Tarifbindung gekoppelt. Nur wer sich per Unterschrift zu einem "Betrieblichen Bündnis" bekennt, bekommt bis Oktober 2026 insgesamt 11,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Beschäftigten bestätigen damit zugleich, dass sie auf die Möglichkeit verzichten, tarifliche Bezahlung rechtlich geltend zu machen. Nach Rechtsauffassung von ver.di sind die derzeit gezahlten gesenkten Entgelte durch nachwirkende Regelungen des Integrationstarifvertrages bereits aufgehoben.

"Eine sozial verantwortliche Lösung geht nur mit einem Tarifvertrag!"
Marcel Schäuble, ver.di-Verhandlungsführer

Was sich bei flüchtiger Betrachtung des "Betrieblichen Bündnisses" nicht ganz schlecht liest, bedeutet allerdings, dass die Lücke von derzeit bis zu 30 Prozent zu den Entgelten nach Flächentarifvertrag nicht schließen wird, sondern auf Dauer verstetigt. Sonderzahlungen soll es auch künftig nicht geben. Dass die Menschen bei Galeria dringend auf höhere Entgelte angewiesen sind, steht außer Frage. Auf Dauer bedeutet das "Betriebliche Bündnis" Niedrigeinkommen ohne den Schutz von Tarifverträgen.

Bis vor ein paar Monaten war zwischen Galeria-Leitung und ver.di-Bundestarifkommission unstrittig, dass über tariflich geregelte Entgelterhöhungen verhandelt werden sollte, so wie es der Integrationstarifvertrag vorsah. Davon will das Management derzeit nichts mehr wissen. Stattdessen wurde Druck auf die Beschäftigten aufgebaut, der einzelvertraglichen Entgelterhöhung zuzustimmen. Denn nur in Filialen mit mindestens 90-prozentiger Zustimmung zu diesen Vereinbarungen soll die Anhebung wirksam werden. Bis zum 8. November war das in 78 Filialen passiert, die Beschäftigten von vier Häusern hatten die Hürde noch nicht genommen, woraufhin Galeria die Frist für den Abschluss der Regelungen verlängerte. "Sie wollen mit allen Mitteln in sämtlichen Warenhäusern die 90 Prozent erreichen", sagt Marcel Schäuble, ver.di-Verhandlungsführer bei Galeria und Fachbereichsleiter Handel im ver.di-Landesbezirk Hessen.

Mitglieder der ver.di-Tarifkommission wollen weiterhin eine tarifliche Lösung für Galeria. "Leider haben wir auf unsere Aufforderung zur Rückkehr an den Verhandlungstisch im Oktober eine faktische Absage per E-Mail bekommen", so Marcel Schäuble. Verhandeln wolle die Geschäftsleitung nur unter Voraussetzungen, zu denen zunächst die Akzeptanz des "Betrieblichen Bündnisses" gehört. Aus Sicht der Tarifkommission stellt diese Vorbedingung allerdings "ein Diktat und kein Angebot" dar.

Die geforderte Zustimmung zu dauerhaft niedrigeren Entgelten weit unter Niveau des bisherigen Integrationstarifvertrages sei eine Zumutung. Es gelte weiter, dass die Beschäftigten tariflich gesicherte Einkommen und garantierte Einkommensentwicklungen benötigten. Anders ließen sich die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht bestreiten. "Eine sozial verantwortliche Lösung geht nur mit einem Tarifvertrag!" Darum werde ver.di weiter mit Nachdruck kämpfen.