Ausgabe 10/2010
Hauptsache billig
Der Metro-Konzern will einen großen Teil seiner Buchhaltung ins Ausland verlagern. In Deutschland könnten dadurch bis zu 463 Arbeitsplätze wegfallen. Davon verspricht sich das Unternehmen jährliche Kostensenkungen von bis zu 40 Millionen Euro.
Ein offener Brief
"Mit dem niedrigen Lohnniveau in Osteuropa und Asien können wir nicht konkurrieren, da wir ,nur' unseren Fleiß, unsere Erfahrung, Sachkenntnis, Flexibilität und Freude an unserer Arbeit in die Waagschale werfen können", schrieben Betriebsrat und Beschäftigte der Metro-Tochter Real aus Kamen (NRW) in einem offenen Brief. Der dortige Verwaltungsstandort ist ebenso von dem Abbau gefährdet wie die Real-Verwaltungen in Alzey und Mönchengladbach, Metro Cash-and-Carry in Düsseldorf, Metro-Group Logistics in Sarstedt und MAM in Saarbrücken.
Die Verlagerung von Teilen der Buchhaltung in so genannte Shared Service Center in Billiglohnländern unter der Bezeichnung "CORA" hat Metro mit Unterstützung der Unternehmensberatung Ernst & Young entwickelt.
Der Metro-Vorstand hat eine Machbarkeitsstudie mit mehreren Szenarien erarbeiten lassen, wonach es auch möglich wäre, neben zwei Service-Centern im Ausland einen Standort in Deutschland zu erhalten; auch so ließen sich noch bis zu 35 Millionen Euro jährlich sparen. Die Betriebsräte an verschiedenen Standorten haben inzwischen Aktionen gestartet, um auf die Gefährdung ihrer Arbeitsplätze aufmerksam zu machen. "Es gibt keinen betriebswirtschaftlichen Grund für Verlagerungen ins Ausland", sagt Rainer Kuschewski, Metro-Betreuungssekretär in der ver.di-Bundesfachgruppe Einzelhandel. "Eine Qualitätsverbesserung wäre auch möglich durch Shared Service Center in Deutschland."
Der Metro-Vorstand wird voraussichtlich Ende Oktober über die Verlagerung entscheiden. Gudrun Giese