Annemarie Freudenberg blickt gern aus ihrem Fenster im siebenten Stock weit über Dresden hinweg. Die 83-Jährige musste vor zwei Jahren ihre Wohnung aufgeben und ist in ein Zimmer im Bereich „Wohnen mit Pflege“ des „Sozial-kulturellen Zentrums“ Gorbitz gezogen. Einige vertraute Möbel hat sie mitgenommen. „Hier habe ich alles, was ich brauche, werde gut betreut, habe Gesellschaft und gleichzeitig mein Refugium. Ich fühle mich wohl. In meiner alten Wohnung habe ich den Alltag allein nicht mehr bewältigt.“

Der 1986 eröffnete, in typischer Großblockweise als kommunales Feierabendheim errichtete Bau im Neubaugebiet Gorbitz vereint heute die Konzepte „Wohnen mit Pflege“ für 204 alte Menschen, davon 154 mit Demenz, „Wohnen mit Betreuung“ für 63 mit geringem Pflegebedarf und fünf Wohnungen „Wohnen in Geborgenheit“. Schon Mitte der 90er Jahre hat die Volkssolidarität das Konzept der „Sozialkulturellen Zentren“ entwickelt, das bedeutet mehrere Wohn- und Betreuungsformen unter einem Dach, verbunden mit Serviceleistungen, hauswirtschaftlichen und kulturellen Angeboten und städtischer Vernetzung. Ein, wie sich zeigt, attraktives Konzept für ein so großes Haus wie in Gorbitz, das 2000 geschickt umgebaut und neu strukturiert wurde.

Hoher Standard bei moderaten Preisen

„Wir nutzen, dass praktisch verschiedene Bereiche aufeinandergestapelt und kommunikativ wie auch wirtschaftlich verbunden sind. Heute würde man einzelne Häuser in einem Park bauen, hätte dann aber nicht diese gute Mischung“, erklärt Elke Keiner, Geschäftsführerin Sozialer Bereich. In der Regel haben die Bewohner/innen jetzt Einzelzimmer mit Bad – „ein vergleichsweise hoher Standard bei vergleichsweise moderaten Kosten“, wie sie sagt. „Wir legen Wert darauf, nicht nur neue Begriffe zu kreieren, sondern Alltag so zu leben. Das heißt, dass die Bewohner ihre Privatheit haben, auch wenn die Wohnung kleiner geworden ist, dazu die Pflege, die sie brauchen, und die Gemeinschaft, die sie wünschen.“

Das Konzept des Hauses wird ständig überprüft, an demografische Entwicklungen angepasst. „Unser Bewohnerprofil hat sich verändert, die Menschen kommen in höherem Alter und betreuungsbedürftiger zu uns“, erläutert Elke Keiner. „Große Feste im Speisesaal beispielsweise finden keine Resonanz mehr, wir bieten deshalb kleinere Programme in den Wohnbereichen an.“ Auch das Café soll nach einer sommerlichen Versuchsphase auf der Terrasse wieder genutzt werden. Bettina Erdmann

Kontakt: www.wohnen-im-alter.de/altenheim-pflegeheim-sozial-kulturelles-zentrum-gorbitz-14522.html