Betriebsgruppenmitglieder im Einsatz

von Ernst Edhofer

Es ist kalt an diesem Morgen. Seit sieben Uhr früh stehen sie da und verteilen Flugblätter an Mitarbeiter der Telekom, die zur Arbeit kommen. Sie informieren über das unsoziale Sparpaket der Bundesregierung und rufen zur großen Protestveranstaltung von DGB und ver.di in Nürnberg auf. Die Flugblätter haben sie selbst verfasst und hergestellt.

Wer sind die Leute, deren Finger langsam klamm werden und die fast missionarisch mit den Beschäftigten reden? Es sind ver.di-Mitglieder der Betriebsgruppe "Technischer Service", Niederlassung München. An der Spitze Ahmad Golpira, der Vorsitzende. Ahmad ist Diplomingenieur und arbeitet wie die anderen Betriebsgruppenmitglieder bei der Telekom (DT TS).

Sie betreiben Gewerkschaftsarbeit ehrenamtlich, weil sie überzeugt sind, dass etwas getan werden muss. Sie kümmern sich um bessere Arbeitsbedingungen, verhandeln gemeinsam mit dem Betriebsrat mit den Chefs, organisieren Streiks bei Tarifauseinandersetzungen, werben für Solidarität bei Aktionen, geben eine eigene ver.di-Betriebszeitung heraus. Und sie greifen bei Konflikten mit dem Arbeitgeber auch mal zu Methoden, die den nicht amüsieren. Etwa bei der Mitarbeiterversammlung, bei der ein Manager die Ausgründung der Arbeitsplätze in Servicegesellschaften schönreden wollte. Als er sprach, pusteten sie Seifenblasen in Richtung Rednerpult. Die Botschaft kam an: Da verbreitet einer Sprechblasen, die so schnell zerplatzen.

Mindestens einmal im Monat treffen sie sich zu einer Sitzung. Zu jedem zweiten Treffen sind auch die 50 gewerkschaftlichen Vertrauensleute eingeladen. Jedes Vorstandsmitglied hat eine Aufgabe. Gustl Schwab nennt man den Organizer - er hat meist die besten Ideen für peppige Aktionen. Andreas Passian hält den Kontakt zum ver.di-Bezirk, Peter Lengfelder verwaltet die Kasse und ist mit Helmut Wimmer, der für Tariffragen zuständig ist, und Gerti Stemplinger freigestellt. Horst Schubert kümmert sich um Mitgliederwerbung und um Beamtenangelegenheiten; Waltraud Schild, Heinz Langenecker, Wolfgang Alber, Hans Hofmann und Alex Klant kümmern sich eigentlich um alles, was gerade anliegt.

Nur schimpfen hilft nicht

Alle Aktiven kann man nicht aufzählen, dafür sind es glücklicherweise zu viele. Aber jeder ist für den Erfolg wichtig. Die Erfolge gibt es: Etwa 70 Prozent der Münchner Mitarbeiter sind Mitglied bei ver.di, in allen Teams gibt es aktive Vertrauensleute. Der Münchner Betrieb ist einer der aktivsten bei den bayernweiten Serviceniederlassungen. Ahmad nennt seine Betriebsgruppe deshalb gern "die stärkste Bastion im Süden".

Gewerkschafter und Betriebsräte werden bei der Telekom nicht bekämpft. Die Betriebsleitung respektiert sie, weil sie stark in der Belegschaft verankert sind und von einer großen Zahl der Beschäftigten unterstützt werden. Diese profitieren davon, sei es über Tarifverträge, Sozialplanregelungen oder gute Betriebsvereinbarungen.

Die Stärke der Gewerkschaften ist der Zusammenhalt ihrer Mitglieder. Dass Unzufriedenheit zu Aktivität führen muss, ist nicht immer leicht zu vermitteln. Ahmad meint: "Nur schimpfen und nicht am Widerstand teilnehmen, hilft den Vorhaben der schwarz-gelben Regierung, die gegen uns als Beschäftigte gerichtet sind. Es bestehen gute Chancen, die Pläne der Bundesregierung zu stoppen." Wenn dann der Sonderbus zum Nürnberger Aktionstag am 13. November bis zum letzten Platz besetzt ist, hat sich der Einsatz gelohnt - auch die kalten Hände.