Protest junger Gewerkschafter in Koblenz

Von Christian Busch

Es ist 6.30 Uhr. Sieben junge Menschen sind unterwegs nach Trier. Es sind Mitglieder der Auszubildendenvertretung des Ausbildungszentrums Koblenz der Telekom. Heute steht eine Teilauszubildendenversammlung an. Zwei haben in dieser Woche schon stattgefunden, in Bad Kreuznach und Koblenz. Schnell werden im Auto letzte Absprachen getroffen und mögliche Varianten der anstehenden Veranstaltung im Kopf durchgespielt. Es stehen wichtige Themen an. Zum einen finden in diesem Jahr wieder die Wahlen zur Auszubildendenvertretung statt. Ein anderes großes Thema, leider schon Routine, ist wieder der drohende Abbau von Ausbildungsplätzen bei der Telekom in Rheinland-Pfalz.

Ungenutzte Möglichkeiten

Die Bundesregierung und Arbeitgeberverbände haben unlängst ohne Beteiligung der Gewerkschaften die Verlängerung des Ausbildungspaktes beschlossen. Die Arbeitgeber wollten keine festen Zusagen zur Schaffung zusätzlicher Ausbildungsplätze machen. Außerdem fordern sie von den Gewerkschaften, der zweijährigen Berufsausbildung zuzustimmen. Darüber hinaus wollen sie die Abschaffung von Arbeitschutzvorschriften für Minderjährige, etwa die Abschaffung des Nachtarbeitsverbots. "Ausbildungshemmnisse" werden die Vorschriften von Arbeitgebern genannt. Angesichts dieser Ansinnen haben die Gewerkschaften ihre Zustimmung verweigert. "Mit Recht!", finden die Jugendlichen. Was bleibt, sind Lippenbekenntnisse. Die Regierung fordert die Wirtschaft auf, neue Ausbildungsplätze zu schaffen.

Kündigung durch die Hintertür

Bei der Deutschen Telekom ist der Bund noch immer größter Anteilseigner. Doch seit Jahren baut das Unternehmen kontinuierlich Ausbildungsplätze ab. Meinte die Regierung ihre Forderungen ernst, wäre hier der Ansatzpunkt zum Handeln. Die Ministerien könnten darauf Einfluss nehmen, nur: Sie tun es nicht. Inzwischen sind die sieben Jugendlichen auf der Versammlung angekommen. Schnell kommen die Auszubildenden auf die geplanten Standortschließungen zu sprechen. Bundesweit sollen 113 Standorte in "regionale Zentren" zusammengefasst werden. Das kommt einer Kündigung durch die Hintertür gleich. Zwar werden neue Arbeitsplätze angeboten, aber die liegen in der Regel so ungünstig, dass viele das Handtuch werfen müssen.

Nicht nur die Beschäftigten sind betroffen. Auch die Möglichkeiten zum Einsatz von Auszubildenden werden immer weiter eingeschränkt. Wurden 2006 in Rheinland-Pfalz noch 128 Auszubildende eingestellt, waren es 2010 nur noch 100. Der Trend geht weiter nach unten. Wie bei den Versammlungen davor, macht die ver.di-Jugend das Angebot, eine Aktion in der Mittagspause durchzuführen. "Gesicht zeigen" heißt sie, und die Auszubildenden beteiligen sich alle daran. Sie wollen nicht nur ein Zeichen setzen gegen das verantwortungslose Handeln ihres Unternehmens. Sie gehen auf die Straße für ihre Geschwister und alle anderen Jugendlichen, die nach der Schule ohne Ausbildungsplatz dastehen.

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