Von Heike Langenberg

Immer häufiger sind Männer von Arbeitslosigkeit betroffen, gerade die Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass der lebenslange Job, mit dem der Mann allein seine Familie ernähren kann, immer seltener wird. Gleichzeitig macht es die steigende Zahl an prekären Arbeitsverhältnissen - also Minijobs, gering entlohnte Beschäftigung, Scheinselbstständigkeit, Befristungen und Leiharbeit - in vielen Fällen unmöglich, dass nur einer eine Familie ernährt. Hinzu kommen gesellschaftliche Umbrüche. Beziehungen sind nicht mehr so stabil, die Zahl der Alleinerziehenden wächst, meist sind es Frauen. Das alles führt dazu, dass die Zahl der Familienernährerinnen gestiegen ist. Rund 18 Prozent der Haushalte, in denen mehrere Personen leben, werden mittlerweile überwiegend von einer Frau finanziert.

Allerdings hat sich an den Rahmenbedingungen bisher wenig geändert. Zwar drängen immer mehr gut qualifizierte Frauen auf den Arbeitsmarkt, aber spätestens wenn das erste Kind geboren wird, muss in vielen Familien die Entscheidung getroffen werden, wer längerfristig zu Hause bleibt. Kinderbetreuungsmöglichkeiten fehlen, das Ehegattensplitting ist ganz auf einen Alleinverdiener ausgerichtet, Teilzeitarbeit schadet der Karriere. Kommt es dann zur Trennung des Paares oder wird der Mann arbeitslos, hat das Folgen.

Zwischen den Einkommen von Männern und Frauen klafft eine durchschnittliche Lücke von 23 Prozent. In einer Untersuchung haben Ute Klammer von der Universität Duisburg-Essen und Christina Klenner vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung festgestellt, dass rund 31 Prozent der Familienernährerinnen im Jahr 2007 weniger als 900 Euro monatlich verdient haben. Von den Familienernährern lagen nur vier Prozent unter dieser Grenze. Die gut qualifizierten Frauen stellen nur eine kleine Gruppe der Familienernährerinnen. "Eine existenzsichernde Erwerbstätigkeit ist für Frauen nicht der Regelfall und für einen beträchtlichen Teil der erwerbstätigen Frauen nicht zu erreichen", schreiben die beiden Wissenschaftlerinnen in dem Papier, das sie für eine Tagung des Bundesfamilienministeriums erstellt haben. Hinzu kommt, dass sie meist mehr familiäre Sorgearbeit übernehmen als Familienernährer.

Vom Umbau der Arbeitswelt von der Produktion hin zu mehr sozialen und personalen Dienstleistungen haben Frauen nur auf den ersten Blick Vorteile. Denn Frauentätigkeiten werden immer noch schlechter bewertet - und damit schlechter bezahlt. "Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit" ist daher eine Forderung der ver.di-Frauen.

Unbezahlte Pflege

Beispiel Pflege. Hier ist die Konkurrenz zwischen unbezahlter, zum Teil auch ehrenamtlicher und bezahlter Arbeit besonders groß. Häufig wird wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass Frauen Pflegearbeit in der Familie übernehmen. Mit Berufstätigkeit lässt sich das nur selten vereinbaren. Den Vorschlag von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU), dass Angehörige die Arbeitszeit und das Gehalt reduzieren sollen und die Differenz über ein Arbeitszeitkonto ausgleichen oder später nacharbeiten sollen, halten die ver.di-Frauen für unpraktikabel: "Für Frauen, die schon in Teilzeit sind oder die wenig verdienen, ist das nicht möglich." Arbeit in der Pflege ist selten gut bezahlt. Erst seit Kurzem gilt dort ein Mindestlohn. "Die Ausweitung bezahlter Pflegedienste würde zur Stärkung der Binnennachfrage beitragen und die Erwerbsmöglichkeiten von Frauen verbessern, einmal durch ein zusätzliches Arbeitsplatzangebot und zum anderen durch die Entlastung von Frauen von der häuslichen Pflege", sagt Hannelore Buls, Leiterin des Bereichs Frauen und Gleichstellungspolitik beim ver.di-Bundesvorstand.


Internationaler Frauentag

Vereinbarkeit im Jahr 1979

Vor 100 Jahren, am 19. März 1911, wurde zum ersten Mal der Internationale Frauentag begangen. Beschlossen hatte ihn die II. Internationale Sozialistische Frauenonferenz in Kopenhagen auf Vorschlag der deutschen Sozialistin Clara Zetkin. Zentrale Forderung war 1911 das aktive und passive Wahlrecht für Frauen.

Heute wird der Internationale Frauentag am 8. März in über 150 Ländern begangen. Aus Anlass des Jubiläums zeigt ver.di die Ausstellung "100 Jahre Internationaler Frauentag: Vom Frauenwahlrecht zur gleichberechtigten Teilhabe". Sie ist vom 1. bis zum 25. März in der ver.di-Bundesverwaltung zu sehen. Außerdem finden dort drei Diskussionsveranstaltungen statt, die jeweils von 18 bis 20 Uhr dauern sollen: 8. März: "Frauenarbeit an der Grenze zwischen ,bezahlt' und ,unbezahlt'", mit Ulrike Meier-Gräwe von der Universität Gießen; 17. März: "Entgeltgleichheit per Gesetz", mit Heide Pfarr, Geschäftsführerin der Hans-Böckler-Stiftung; 24. März: "Trendsetter sind die Frauen aus dem Osten Deutschlands. Immer mehr Frauen in Deutschland ernähren eine Familie", mit Christina Klenner, Leiterin des Referats Frauen- und Geschlechterforschung im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung. http://frauen.verdi.de

Weitere Veranstaltungen finden bei ver.di auf Bezirks- und Landesbezirksebene statt. Informationen dazu gibt es jeweils vor Ort in den ver.di-Geschäftsstellen.