Im Auftrag von ver.di beraten Ehrenamtliche für die Deutsche Rentenversicherung unentgeltlich in allen Fragen rund um die gesetzliche Rente

Renée Bochat ist Versichertenälteste - auch wenn die 29-Jährige nicht gerade an eine Älteste erinnert. Aber so heißt das Ehrenamt nun mal, das die junge Frau seit 2005 ausübt. Im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Berlin-Brandenburg berät sie Versicherte in allen Fragen rund um die Rente. Ihr ist es in die Wiege gelegt, ihre Eltern Lothar und Jeanine Bochat beraten schon seit Jahren Versicherte. "Schon als Kinder haben wir Rente gespielt und Anträge gestellt", erinnert sich Renée Bochat.

Als kurz vor dem Abi Sozialversicherung im Unterricht Thema wurde, hat sie die Eltern so lange mit Fragen gelöchert, bis sie gefragt haben, ob die Tochter nicht auch Versichertenälteste werden möchte. Sie wollte. "Es ist schön, wenn man älteren Menschen helfen kann", sagt sie zu ihrer Motivation. Sie seien meist verzweifelt, wenn sie zu ihr kommen, verstehen Formulare oder Schreiben der DRV nicht. "Die Anträge und Fragen sind für Laien meist verwirrend", sagt Renée Bochat. Mit ihrer Erfahrung könnten Versichertenälteste schnell helfen. Dem Ratsuchenden falle dadurch meist ein Stein vom Herzen.

"Hilfsbereitschaft" nennt auch Claudia Koch als eine der wichtigsten Tugenden einer Versichertenältesten: "Man muss bereit sein, jedem helfen zu wollen." Ebenfalls seit 2005 berät die 37-Jährige für die DRV Saarland. Als für die Gemeinden Tholey und Marpingen eine Versichertenälteste gesucht wurde, wurde die aktive ver.dianerin von einem Kollegen gefragt, ob sie den Posten übernehmen wollte. "Da habe ich nicht lange überlegt. Schließlich ist es wichtig, dass jemand von ver.di dort berät", sagt sie. Seither hat Claudia Koch meist donnerstags Sprechtag für die Ratsuchenden, die sich telefonisch bei ihr anmelden. Als Verwaltungsfachwirtin ist sie den Umgang mit Formularen gewöhnt. Dennoch glaubt sie, dass jeder das Amt der Versichertenältesten übernehmen kann. Am Anfang steht eine einwöchige Schulung der DRV, jährlich kommen zwei zweitägige Schulungen hinzu. Tauchen bei einer Beratung Fragen auf, die sie erst einmal nicht beantworten kann, kann sie sofort telefonisch auf eine entsprechende Abteilung der DRV zurückgreifen.

Die Schulungen stehen bei Renée Bochat im Februar an. Bislang war sie mit ihrem Studium voll ausgelastet. Beraten hat sie dennoch, meist gemeinsam mit den Eltern. Sie freut sich, wenn sie demnächst alleine in die Beratungen gehen kann. Oft geht es um Kontenklärungen, um sozialversicherungspflichtige Zeiten, die für die Berechnung der Rente nachgewiesen werden müssen. Zu Renée Bochat kommen viele, die eine Erwerbsminderungsrente in Anspruch nehmen müssen, oder Erwerbslose, die die Arbeitsagentur frühzeitig in Rente schickt. Sie lassen sich ausrechnen, wie viel Geld ihnen zusteht, und sich erklären, welche Alternativen sie haben.

"Meine Auskünfte haben finanzielle Auswirkungen", ist sich Claudia Koch der Bedeutung ihrer ehrenamtlichen Arbeit bewusst. Sie nimmt sich daher Zeit für die Beratung: "Ich fertige die Leute nicht schnell ab. Ich bin schließlich dazu da, Fragen zu beantworten." Sie begegne dabei einem Querschnitt durch die Gesellschaft. Besonders junge Frauen, bei denen es meist um die Anrechnung von Kindererziehungszeiten gehe, seien erfreut, wenn ihnen als Beraterin eine junge Frau gegenüber sitzt.

Lücken schließen

"Viele junge Menschen sind überrascht, wenn ich ihnen erzähle, was ich mache", sagt Renée Bochat. Auch Ältere wüssten häufig nicht, dass die Rentenversicherungsträger diesen Service anbieten. Wenn sie hört, dass Kolleg/innen kurz vor der Rente stehen, fragt sie, ob sie schon bei einem Versichertenältesten gewesen seien. Die können den Bescheid prüfen, sehen, ob es Lücken im Versichertenleben gibt, die geschlossen werden und so vielleicht die Rente erhöhen können. Wenn Renée Bochat ihre Schulungen gemacht hat, will sie auch ihre Kolleg/innen per Aushang auf ihre Beratung aufmerksam machen. Für sie ist das ehrenamtliche Engagement, für das sie vier bis fünf Stunden pro Woche aufbringt, selbstverständlich. "Es wäre schön, wenn das für alle so wäre", sagt sie.

Stimmanteil entscheidet

Rund 5000 Versichertenberater/innen und Versichertenälteste sind bei der Deutschen Rentenversicherung ehrenamtlich im Einsatz. Einen Teil davon stellt ver.di. Dieser Anteil richtet sich nach der Zahl der Stimmen, die die ver.di-Liste bei der Sozialwahl erhält. Damit möglichst viele ver.di-Mitglieder auch in Zukunft diesen Service anbieten können, ist es wichtig, dass die ver.di-Liste möglichst viele Stimmen bei der Sozialwahl bekommt. Versichertenberater/innen werden von der Deutschen Rentenversicherung Bund eingesetzt, Versichertenälteste von den regionalen Trägern der Deutschen Rentenversicherung. Sie beraten unentgeltlich in allen Angelegenheiten der gesetzlichen Rentenversicherung.

Bei der Deutschen Rentenversicherung sind rund 40 Millionen Versicherte zur Sozialwahl aufgerufen. Sie werden Ende Februar eine Ankündigung der Wahl erhalten. Die eigentlichen Wahlunterlagen werden erst Ende April verschickt. Außerdem sind noch die Mitglieder von fünf Ersatzkassen zur Wahl ihrer Versichertenparlamente aufgerufen: Die Versicherten der Techniker Krankenkasse (TK), der Barmer GEK, der KKH-Allianz, DAK und der hkk Bremen. Sie werden durch ihre Mitgliederzeitschriften über die Wahl informiert und erhalten die Wahlunterlagen ebenfalls Ende April.