Seit zwei Jahren arbeite ich nun als Lohnsklave für ein Unternehmen, das sich gerne als Personaldienstleister bezeichnet. Anfangs dachte ich, Zeitarbeit sei eine gute Sache, um sich innerhalb eines Unternehmens zu empfehlen. Hätte ich geahnt, wie naiv dieser Gedanke ist, wäre Zeitarbeit für mich niemals in Frage gekommen. Ich bin gelernter Dachdecker mit 21 Jahren Berufserfahrung, habe als Hausbaumonteur bundesweit Häuser aufgestellt und musste leider feststellen, dass ich mir meine Referenzen in die Haare schmieren kann. Momentan bekomme ich 7,80 Euro die Stunde, das sind etwa 1280 Euro brutto, netto habe ich etwa 920 Euro im Monat.

Zusätzlich bekomme ich noch verachtende 15 Euro pro Monat für etwa 40 km Fahrt pro Tag. Wer einmal als Lohnsklave und "Mietarbeiter" gerannt ist, der kennt den Frust und durchaus auch die Wut, welche sich aufgrund der menschenverachtenden Ungerechtigkeit anstaut.

Ich bin jetzt über ein Jahr als "Leihkeule" beim selben Auftraggeber, muss jeden Tag rennen und immer darauf hoffen, nicht abbestellt zu werden. Ich habe sehr viel junge und alte Lohnsklaven kommen und gehen sehen. Meine Firma, welche unter anderem in Bochum und Hamm Büros angemietet hat, macht einen großen Bogen um jeden Mitarbeiter. Motto: "Wir sorgen mit Schweigen für wenig Lohn, und nutzen euch aus, wo wir nur können!"

Ich bin es leid, für fast 45 Prozent weniger Lohn denselben oder teilweise besseren Job zu machen als der festangestellte Kollege. Teils werden hier sogar festangestellte Mitarbeiter von Leiharbeitern ausgebildet! Es brodelt unterm Kessel, und wenn Zeitarbeiter weiterhin die gesamten Risiken und Existenzängste durch Billiglohn aufgedrängt bekommen, wird das Fass schon sehr bald überlaufen.

M. Hacheneier, per E-Mail

Leihpersonal erbringt seit Jahren die zusätzliche Dienstleistung der Flexibilität und Mobilität unentgeltlich und somit für die Wirtschaft kostenlos. Daher halte ich einen Mindestlohn von elf Euro die Stunde in der Zeitarbeitsbranche für angemessen.

Stefan Klemms, Krefeld


Thema "Prügelknaben der Straße", ver.di PUBLIK 12_2010

Seit mehr als zehn Jahren bin ich Busfahrer bei der BT Berlin Transport GmbH, einer Tochter der BVG AöR. Ich habe den Beitrag mit Interesse gelesen, denn wir hören ja von offizieller Stelle so gut wie nichts zur Sicherheitslage, wenn wir nicht selber nachfragen. Auswertungen von Betriebsvorkommnissen, wo Kolleg/innen zu Schaden kommen, gibt es nicht. Das angebotene Deeskalationstraining, welches jeder Kollege absolviert hat, ist zwar nicht schlecht, aber ich möchte dies doch besser nicht in der Praxis testen. Die so genannte "Hinterohrscheibe" (spöttische Bezeichnung durch die Kollegen) kommt über eine Alibifunktion nicht hinaus. Bereits im Jahre 2006 habe ich einen Bericht zu diesem Thema an die Betriebszeitung "Kutscher" unter dem Titel "EU-Standard oder Fahrersicherheit" geschickt, wo ich Beispiele für den Einbau einer Fahrerkabine bzw. Fahrerschutz aus Italien darlege. Ergebnis: Keine Reaktion, nicht erschienen. Daraufhin sendete ich den Bericht inklusive Bilder an den damals noch existenten "BVGler bei ver.di" mit dem gleichen Ergebnis. Auch unserem Geschäftsführer habe ich diverse Bilder zu diesem Thema während einer BR-Sitzung im Jahre 2009 übergeben, um diese zum nächsten Runden Tisch anzubringen - keine Reaktion.

Der Einbau wirksamer Schutzeinrichtungen ist nicht unmöglich! Wenn die Scheiben nicht senkrecht, sondern in einem bestimmten Winkel geneigt werden, entfällt auch die Spiegelung beim Fahrer. Was in Italien möglich ist, muss doch auch in Deutschland, sprich Berlin möglich sein, oder? Übrigens, bei einer Umfrage unter den Busfahrerinnen und Busfahrern durch den BR der BT sprach sich die Mehrheit für Fahrerkabinen bzw. Sicherheitsscheiben aus. Das wurde schlichtweg ignoriert.

Wolfram Mandry, per E-Mail


Brennpunkt "Auf Wiedersehen, Gemeinschaft", ver.di PUBLIK 12_2010

Entgegen Ihrer Darstellung ist nicht erst mit der "so genannten Gesundheitsreform, die Schwarz-Gelb Anfang November dieses Jahres beschlossen hat, der Ausstieg aus dem Solidarprinzip im Gesundheitswesen nun eingeleitet" und wird "die paritätische Finanzierung durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer" abgeschafft. Das haben bereits die Vorgängerregierungen besorgt. Schwarz-Gelb setzt diese unsoziale Entwicklung nur fort und verschärft sie.

Wie aus der Erwähnung von Praxisgebühr und übrigen Zuzahlungen im Artikel hervorgeht, sind sie sich durchaus bewusst, dass es paritätische Finanzierung nicht mehr gibt. Leider erwähnten sie nicht die seit etlichen Jahren stattfindende Verschärfung der Disparität infolge der zunehmenden Streichung von Leistungen aus dem Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung.

Siegmar Albrecht, Suhl

Dieser Ausstieg hat schon viel früher begonnen: Wir zahlen Praxisgebühr beim Arzt und beim Zahnarzt sowie Krankenhaustagegeld, müssen Zuzahlungen für Medikamente und Physiotherapie leisten, bekommen für Zahnersatz nur einen Zuschuss ...

R. Hecht, Berlin

Die SPD-geführte Bundesregierung hat 1977 das so genannte Kostendämpfungsgesetz eingeführt. Das hieß Streichung der Bezahlung so genannter Bagatell-Medikamente, die Zuzahlung für Arzeimittel, Verbandsmittel und Heilmittel, die ausschließlich von den betroffenen Versicherten zu zahlen war. Weitere Verschlechterungen waren die Streichung der Obergrenze der Eigenbeteiligung bei Zahnersatz u.a.m. Dies alles war der Beginn der Verabschiedung aus der paritätischen Finanzierung, die natürlich seither scheibchenweise weiter beschleunigt wurde. Lasst uns die Verantwortlichen für die Schweinereien der vergangenen Jahrzehnte offen benennen und kritisieren, alles andere darf die SPD ruhig in ihren Parteiwerbeblättchen veröffentlichen.

Harald Römer, Staufenberg


Titel "Gerechtigkeit ist kein Geschenk", ver.di PUBLIK 12_2010

Erstmal großes Lob für das Bild auf der Titelseite: Gerechtigkeit ist kein Geschenk! Eben - genau deswegen bin ich ja auch ver.di-Mitglied. Und genau deswegen sind die Freiheit der Meinungsäußerung wie auch der Presse, sind Transparenz und letztlich auch Whistleblower so wichtig, um der Demokratie die notwendigen Informationen zugänglich zu machen. Gewerkschaften und ihre Medien sind eine Gegenöffentlichkeit - aber dank Wikileaks gibt es jetzt auch eine Plattform, die Original-Dokumente der Presse zugänglich macht, ohne dass die Informanten Angst um ihren Schutz haben müssen. Wie immer man auch zu Julian Assange stehen mag - Wikileaks ist eine unverzichtbare Plattform für alle, die ihr Gewissen - trotz Loyalitätsverpflichtung dem Arbeitgeber gegenüber - entlasten möchten. Dass es solche Menschen gibt, haben nicht zuletzt die Fleischskandale bewiesen. Dass sie unseren Schutz brauchen, zeigt ein Blick in die hiesigen Gesetze, wo peinlicherweise die USA denjenigen, der Missstände aufzeigt, zumindest formal besser schützen, als es hier in der BRD der Fall ist. Es gibt einen Appell gegen die Kriminalisierung von Wikileaks, dem sich mittlerweile zahlreiche Medien angeschlossen haben. Ich vermisse ver.di mit seiner Publik dabei!

Barbara Grün, Fulda

Es geht ja nicht nur um die Rente mit 67, die in der Tat eine Rentenkürzung darstellt. Wenn man jetzt auch noch die Altersteilzeit in Anspruch nimmt, ist die Kürzung noch höher. Wirklich hintendran stehen die Schulabgänger bzw. die Berufsneulinge. Erst müssen sie warten, bis die 67-Jährigen "vom Markt" sind, und dann kriegen sie auch mit Sicherheit nicht mehr die 45 Pflichtjahre voll, die ja die volle Rente garantieren sollen. Ich bin jetzt gut 38 Jahre beschäftigt. In sieben Jahren bin ich 62 Jahre alt, kann aber erst mit 65 gehen. Rechnen kann ich im Gegensatz zu unseren "Schwarz-Gelben". Übrigens mit Blick auf Griechenland und Frankreich arbeiten wir länger. Wo bleibt denn da die Harmonisierung in Europa?

Werner Richters, Münster


Thema "Mitglied werden"

Tarifvertrag? Gerecht geht anders. Glaubt ihr wirklich, dass ein Mittelständler sich an sowas hält? Bei uns wird gezahlt, was der Chef will, und wenn du das nicht willst, kannst du ja gehen! Ich habe viel, was mich wütend macht und würde gerne etwas ändern!

Wenn ihr mir sagt wie, werde ich Mitglied! PS: Besonders wütend macht es mich, wenn ich höre, "wir haben Fachkräftemangel und es gibt zu wenig Frauen, die einen Männerberuf ergreifen". Soll ich euch was sagen? Es würde mehr Frauen in "Männerberufen" geben, wenn sie 1. das gleiche Geld bekämen wie die Männer, 2. die gleichen Aufstiegschancen hätten, 3. überhaupt einen Job in ihrem erlernten "Männerberuf" bekämen.

Heike Kreugel, per E-Mail

(Auf www.verdi.de kommt jede/r bequem an seine wohlverdiente Mitgliedschaft unter dem Menüpunkt "Mitglied werden", die Red.)


Thema "Es werde Licht", ver.di PUBLIK 12_2010

Seit 1947 bin ich Mitglied unserer Gewerkschaft. Seither bin ich bis heute ehrenamtlich tätig. In der Zeit meiner Mitgliedschaft habe ich gemeinsam mit Mitarbeitern verschiedener Betriebe und Verwaltungen gewerkschaftlich gearbeitet. Es ist mir ein Bedürfnis, zum Ausdruck zu bringen, dass Arbeiter/innen mit uns zusammen Ziele erreicht haben, die uns heute zum Teil wieder genommen werden. Ohne die Arbeiterbewegung hätten wir vieles nicht erreicht. Mit großer Hochachtung denke ich an die gemeinsame Arbeit zurück. Deshalb hat mich der Artikel so berührt, da ich der Auffassung bin, dass Arbeiterausschüsse für unsere Arbeit so wichtig sind. Vielen Dank an die Kolleg/innen in Berlin.

Anni Gondro, Hannover


Wir freuen uns über jeden Leserbrief. Leider können wir nicht alle Briefe, die uns erreichen, veröffentlichen. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor. Leserbriefe geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. ver.di publik Leserbriefe, 10112 Berlin, Fax 030 / 6956-3012, E-Mail: leserbriefe@verdi.de