V. l. n. re.: Agnes Schreieder, Wolfgang Rose, Angelika Detsch

Mit 76,59 Prozent der gültigen Stimmen wurde Wolfgang Rose (63) am 6. Februar als Landesbezirksleiter wiedergewählt. Angelika Detsch (56) und Agnes Schreieder (43) wurden mit 63,63 bzw. 96,93 Prozent als seine Stellvertreterinnen bestätigt. Neue Vorsitzende des 38-köpfigen ehrenamtlichen Landesbezirksvorstands wurde Katharina Ries-Heidtke (55), Gesamt- und Konzernbetriebsratsvorsitzende der Asklepios Kliniken in Hamburg. ver.di PUBLIK sprach mit der neuen Vorsitzenden.

ver.di PUBLIK | Katharina, würdest Du Dich und Deine Arbeit unseren Leserinnen und Lesern vorstellen?

KATHARINA | Mein Arbeitgeber Asklepios gehört mit bundesweit 36 000 Beschäftigten, davon alleine 12 500 in Hamburg, zu den drei größten Gesundheitsunternehmen im Land. Viele werden sich noch erinnern: 2005 wurden die sieben öffentlichen Hamburger Kliniken des Landesbetriebs Krankenhäuser (LBK) von der Stadt an Asklepios verkauft. Die Beschäftigten, ihre Interessenvertretung und ver.di hatten dagegen erbitterten Widerstand geleistet. Wir waren und sind überzeugt: Gesundheit ist keine Ware. Mit der Krankheit von Menschen darf keine Rendite gemacht werden. Und wenn doch, dann geht das immer zu Lasten der Patienten und des Personals. Die Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern gehört in die öffentliche Hand. In dem von ver.di initiierten Volksbegehren hatten sich 2004 insgesamt 593 497 Hamburger, 76,8 Prozent der Abstimmenden, gegen den Verkauf der LBK-Kliniken ausgesprochen. Zu unserem Entsetzen hat sich dann die CDU 2005 über das Volk hinweggesetzt. Seit 2007 hält die Stadt nur noch eine Minderheit von 25,1 Prozent an den Hamburger Asklepios Kliniken. Aufgrund dieser Erfahrungen setze ich mich mit Herzblut dafür ein, dass das neue Volksbegehren "Keine Privatisierung gegen den Bürgerwillen!", das den Verkauf öffentlichen Eigentums gegen den Willen der Bürger in der Verfassung ausschließen will, ein Erfolg wird. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Euch hier um Unterstützung zu bitten: Wir brauchen in der heißen Phase des Volksbegehrens vom 2. bis zum 23. Mai Helfer beim Sammeln von Unterstützungsunterschriften. Bitte meldet Euch dazu an unter www.volksbegehren-hamburg.de/aktive-gesucht.

ver.di PUBLIK | Wie hat sich der Verkauf auf Eure Arbeit im Betriebsrat ausgewirkt?

Katharina Ries-Heidtke

KATHARINA | Wir mussten uns sehr umgewöhnen, und das war erst einmal schwer! Es brauchte seine Zeit, eine Mitbestimmungskultur unter den neuen Rahmenbedingungen aufzubauen bzw. zu erhalten. Inzwischen haben wir wieder geregelte Beteiligungsverfahren und werden als Betriebsräte vom Unternehmen ernst genommen. Anders als im Bundesgebiet konnten wir in Hamburg auch einen eigenständigen Tarifvertrag auf Niveau des öffentlichen Dienstes sichern. Hier hat sich die enge Zusammenarbeit zwischen den Betriebsräten, dem Gesamt- und Konzernbetriebsrat und ver.di besonders bewährt. Für mich gehören betriebsrätliche und gewerkschaftliche Arbeit zwingend zusammen: Die Gewerkschaft unterstützt die Arbeit der Betriebsräte, die praxisorientierte Arbeit der Betriebsräte befruchtet die gewerkschaftliche Realität. Davon können beide profitieren!

ver.di PUBLIK | Mit welchen Vorstellungen gehst Du an Deine neue Aufgabe bei ver.di heran?

KATHARINA | Ich möchte die unterschiedlichen Erfahrungen der Fachbereiche aufnehmen und für neue gewerkschaftliche Ansätze zusammenführen. Ich finde, nach zehn Jahren ver.di ist doch klar: Die Fachbereiche sind die Vielfalt, ver.di ist die Einheit. Aber da haben wir noch echtes Verbesserungspotential. Die Fachbereiche können sich gegenseitig viel geben, wenn sie ihre spezifischen Stärken weiterreichen und für die gemeinsamen Ziele einsetzen. Stärken bündeln und Schwächen auffangen. Diesen Prozess möchte ich mitgestalten und dabei erfolgversprechende Entwicklungen vorantreiben. Nur so erreichen wir auch wieder eine positive Mitgliederentwicklung. Daneben müssen wir uns noch enger mit anderen gesellschaftlichen Gruppen vernetzen, um gemeinsam positive Veränderungen für die Menschen durchzusetzen. Und - das ist mir bei all dem wichtig: Gewerkschaftliche Arbeit muss auch Spaß machen. Beispielhaft ist für mich beides in der Kampagne "Gerecht geht anders!" mit der Menschenkette am 30. September 2010 als Höhepunkt gelungen.

ver.di PUBLIK | Wie viel Privatleben bleibt Dir neben der Doppelarbeit im Betrieb und bei ver.di?

KATHARINA | Ich fahre gerne Ski und freue mich sehr auf den jetzt anstehenden Skiurlaub. Ansonsten koche ich gerne für meine Freunde und mit ihnen. Derzeit verschlinge ich den neuesten Roman von Isabelle Allende, Insel unter dem Meer. Voller Vorfreude und gespannt erwarte ich die Rückkehr meines jüngeren Sohnes nach einem Auslandsjahr in den USA.

"Mit der Krankheit von Menschen darf keine Rendite gemacht werden. Die Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern gehört in die öffentliche Hand"