Beschäftigte des Landes und der Telekom streiken gemeinsam

Öffentlicher Dienst und Telekom beherrschen Stuttgarts Straßen

von Bernd Riexinger

Es war ein wirklich gelungener Auftakt für die Tarifrunde der Länder. Dem Warnstreikaufruf von ver.di sind am 2. März 2011 über 1500 Beschäftigte der Länder gefolgt. Rund 300 Kolleginnen und Kollegen reisten aus dem Nachbarbezirk Fils-Neckar-Alb an und verstärkten die Demonstration und Kundgebung. Erstmals streikten die Landesbeschäftigten gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Telekom. Seite an Seite demonstrierten sie durch die Stuttgarter Innenstadt und versammelten sich auf dem Schlossplatz zur Abschlusskundgebung.

Im nicht ganz einfachen Bereich des Landes Baden-Württemberg konnte der ver.di-Bezirk Stuttgart seine Streikfähigkeit ausbauen. Erstmals legten bei der Staatsgalerie so viele Kolleg/innen die Arbeit nieder, dass die Ausstellungsräume nicht geöffnet werden konnten. Schon bisher und auch dieses Mal wieder dabei waren das Staatstheater Stuttgart, die beiden Universitäten Stuttgart und Hohenheim, das Zentrum für Psychiatrie in Winnenden, das Statistische Landesamt und die Wilhelma. Auch bei der Staatlichen Münze wurde an diesem Tag kein Geld gedruckt. Deutlich stärker vertreten waren das Lindenmuseum, das Staatsmuseum und das IZBW. Erstmals dabei einige Kolleg/innen der Autobahnmeisterei Ludwigsburg. Beim Regierungspräsidium streikte eine Abteilung geschlossen.

Ohne Zweifel haben die Arbeitgeber die Mobilisierung befördert. Wer nach zwei Verhandlungsrunden immer noch kein Angebot macht, darf sich nicht wundern, wenn sich die Beschäftigten das nicht gefallen lassen.

Auf der zentralen Streikversammlung im Stuttgarter Gewerkschaftshaus betonten alle Vertreterinnen und Vertreter der Streikbetriebe, dass sie weiter streiken, wenn kein abschlussfähiges Angebot auf den Tisch gelegt wird. Lieber einen längeren tariflosen Zustand als einen schlechten Abschluss, konnte man überall hören. Auf der Abschlusskundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz kritisierte der ver.di-Bundesvorsitzende Frank Bsirske die Haltung der Arbeitgeber und rief zur weiteren Mobilisierung im Länderbereich auf. Die Verhandlungen wurden am 9. und 10. März fortgesetzt. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses war noch kein Ergebnis bekannt.

Auch Telekom-Azubis beim Warnstreik dabei

Mit einer geballten Reihe von Warnstreiks reagierten die Beschäftigten der Telekom in der Region Stuttgart auf das provokative Angebot der Telekom. Über drei Milliarden Dividende bei gleichzeitigem Reallohnverlust für die Beschäftigten, das sei nicht hinnehmbar, so die zuständige Betreuungssekretärin Barbara Greyer. An insgesamt neun Warnstreiktagen demonstrierten die Telekom-Beschäftigten große Geschlossenheit und zeigten klar, dass mit ihnen ein Billigabschluss nicht zu machen ist. Auch auffallend viele Auszubildende beteiligten sich an dem Streik, was von allen Kolleginnen und Kollegen begeistert aufgenommen wurde.

Die gemeinsame Demonstration und Kundgebung mit den Länderbeschäftigten war ein weiteres gelungenes Beispiel für gelebte Solidarität innerhalb unserer Organisation. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses war auch nicht bekannt, wie die Verhandlungen bei der Telekom weiter gegangen sind. Wir bleiben dran.