Ausgabe 11/2011
Genug der Sonntagsreden
Am 24. 10. 2011 war es soweit: Die Geschäftsführung von PFLEGEN & WOHNEN Hamburg GmbH schickte eine Verhandlungszusage an den ver.di-Fachbereich 3. Damit ist das Ziel der Warnstreiks erreicht: die Wiederaufnahme von Gesprächen zwischen ver.di und der Geschäftsführung. Die streikenden Kolleginnen und Kollegen haben erfolgreich deutlich gemacht, dass sie einen Tarifvertrag für sämtliche Beschäftigten wollen und keine betriebliche Regelung - trotz der Versuche des Arbeitgebers, die Beschäftigten von der Streikteilnahme abzuhalten. Ohne das Engagement der ver.di-Mitglieder hätte es dieses Angebot der Geschäftsführung nicht gegeben. Seit dem 31. Oktober finden nun Gespräche zwischen Geschäftsführung und ver.di statt. Auch wenn es inhaltlich schwierig wird, werden wir alle Möglichkeiten ausloten, die Arbeitsbedingungen wieder tariflich zu regeln. Die Kolleginnen und Kollegen erwarten zu Recht für ihre anspruchsvolle und belastende Arbeit eine angemessene und faire Bezahlung.
Die Pflegeberufe dürfen nicht nur in Sonntagsreden anerkannt werden. Perspektivisch muss durch eine ausreichende Refinanzierung die Voraussetzung geschaffen werden, dass sich die Wertschätzung auch in attraktiver Bezahlung und attraktiven Arbeitsbedingungen niederschlägt. Gute Arbeit heißt im Pflegebereich immer auch gute Versorgung der Pflegebedürftigen. Wenn die Pflegekräfte aus dem Beruf fliehen, können Pflegebedürftige nicht ausreichend versorgt werden - und der Druck auf die verbleibenden Pflegekräfte steigt. Deshalb müssen auch Fragen des Gesundheitsschutzes tariflich geregelt werden! Aber auch der Gesetzgeber ist gefordert: Er muss dafür sorgen, dass der Wettbewerb über die Qualität der Versorgung und der Arbeitsbedingungen stattfindet und nicht über das Absenken der Personalkosten.
Hilke Stein, Leiterin des Fachbereichs 3 in Hamburg