Axel Prahl & das Inselorchester: Blick aufs Mehr | Noch ein singender Schauspieler. Aber zur Ehrenrettung von Axel Prahl sei gesagt: Der Tatort-Kommissar war lange Musiker, bevor er sich Ende der 80er auf die Schauspielerei konzentrierte. Seitdem haben sich allerhand Lieder angesammelt, die Prahl nun auf seinem Debütalbum singen darf. Mit rustikaler Stimme erzählt er vom Vater, der zur See fährt, wird sentimental, wenn er sich an eine Maria erinnert und wie sich „die Bettbalken bogen“. Anflüge von Kitsch kontert Prahl mit einem Humor, der sich traut, auch mal derb zu werden. Dazu spielt seine Band, unterstützt vom Filmorchester Babelsberg, eine facettenreiche Musik zwischen Chanson und Balkan-Pop. Doch noch spannender ist es, dabei zuzuhören, wie überzeugend Prahl den Sänger gibt, ohne wirklich eine Stimme zu besitzen. Den Adriano Celentano kann er ebenso wie den von ihm verehrten Gerhard Gundermann. to

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Gianluigi Trovesi / Gianni Cascia: Frère Jacques – Round about Offenbach | Musik fürs Konzertpodium oder für die Piazza? Den beiden erfahrenen Signori an Klarinette und Akkordeon stellt sich diese Frage gar nicht. Denn mit ihren raffinierten Kompositionen sind sie immer in beiden Welten zu Hause. Seit zwei Jahrzehnten spielen sie ein Repertoire aus populären italienischen Melodien, Klezmer-Songs, Stücken von Kurt Weill, und nun auch von Jacques Offenbach. Doch Trovesi/Coscia wären nicht die genial fabulierenden Musiker, wenn sie Offenbach einfach runterspielten. Stattdessen verfremden sie Barcarolen und Can-Cans und entdecken darin das Potential für karibischen Calypso, Tango-Dramatik und vieles mehr. Ein Balanceakt nicht ohne Risiken. Doch dank ihrer Musikalität und Improvisationskunst setzen sich die beiden Italiener mit selbstverständlicher Eleganz über die Grenzziehungen der Musikpolizei hinweg. Eine selten schöne musikalische Zwiesprache, die berührt. rix

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