Die Bauern vom Aktionsbündnis Bioschweinehalter mögen ihr Vieh. Sie empfehlen Verbrauchern, weniger, dafür aber gutes Fleisch zu genießen

Die Lebensmittel- und Tierskandale der vergangenen Jahre haben vielen Verbrauchern zumindest zeitweilig den Appetit auf Fleisch verdorben. Rinderwahnsinn, umetikettierte Produkte, Antibiotika im Essen - die Liste scheint endlos. Dennoch möchten die meisten Menschen nicht ganz auf Fleisch verzichten. Um jedoch gesunde Produkte - ohne Tierquälerei - auf den Teller zu bekommen, müssten die Verbraucher ihre Macht beim Einkauf stärker einsetzen.

Weniger Masse, mehr Genuss

Weniger Fleisch, dafür aber bewusster und vor allem besser essen, das ist nach Ansicht von Heinrich Rülfing, Biobauer aus Rhede in Nordrhein-Westfalen die einzige Lösung. Er ist Vorsitzender des Aktionsbündnisses Bioschweinehalter e.V., zu dem rund 50 Bioschweinezüchter gehören. "Die Verbraucher sollten Produkte kaufen, die regional erzeugt wurden, am besten direkt beim Bauern", sagt er. "Dann sind die Wege kurz." Wer nicht in einer ländlichen Region wohnt, kann Biofleisch auch übers Internet bestellen. Verbraucher sollten möglichst Fleisch kaufen, das nach den Kriterien der Biozertifikate wie Bioland oder Naturland erzeugt wurde, meint Rülfing. Zumindest manchmal - und Weihnachten wäre ein guter Einstieg dafür.

Das Fleisch von Heinrich Rülfings Schweinen wird in Biosupermärkten angeboten, aber auch direkt an die Verbraucher und in Restaurants geliefert. Um das Fleisch für die Discounter zu produzieren, werden Schlachttiere häufig hunderte Kilometer quer durch die Republik gefahren, nicht selten sogar ins Ausland - Hauptsache billig. "Unsere Tiere werden 60 Kilometer entfernt vom Hof geschlachtet", betont Rülfing.

Der wohltemperierte Stall

2003 hat er seinen Hof auf Biolandwirtschaft umgestellt. "Davor hatten wir 2500 Schweine, jetzt sind es 1000", sagt er. "Und wir haben die Fläche verdoppelt, auf der sie gehalten werden." Seine Schweine haben Zugang nach draußen, können sich suhlen, ins Freie laufen oder im Stall bleiben. Auch drinnen leben sie im Vergleich zu ihren Artgenossen in der konventionellen Landwirtschaft im Luxus: Die Ställe sind größer, wegen der Einstreu liegen die Tiere bequem, bei 22 bis 25 Grad ist es mollig warm. "Schweine sind wie wir Menschen; was uns angenehm ist, mögen sie auch", sagt Rülfing und meint das durchaus ernst. Das Aktionsbündnis der Bioschweinezüchter fordert unter anderem, dass es künftig artgerechte Ställe "von der Stange" für die Bio-Bauern zu kaufen gibt. Bisher müssen sie sich die Gebäude selbst bauen.

Gefüttert werden auf dem Hof Rülfing Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, zum Beispiel Brot. "Rund ein Drittel aller Lebensmittel wird weggeworfen. Wir bemühen uns, davon möglichst viel zu kriegen." Das gesunde Leben der Tiere hat auch für die Verbraucher einen positiven Effekt. "Wir brauchen so gut wie keine Antibiotika", sagt Rülfing. Er ist überzeugt, dass es in Deutschland eines Tages keine konventionelle Schweinezucht mehr geben wird. Und er ist überzeugt: Die Verbraucher werden die riesigen Tieranlagen nicht mehr akzeptieren. "Es gibt schon jetzt massive Proteste gegen Anlagen mit 6000 bis 8000 Schweinen."

http://bioschweine-deutschland.de