Auch in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen für die 220.000 Beschäftigten der privaten und öffentlichen Banken haben die Arbeitgeber nichts angeboten. Jetzt stehen Warnstreiks bevor

Arbeit unter hohem Leistungsdruck. Alles für die Bank

von Claudia von Zglinicki

Ende April ist es soweit: An mehreren Aktionstagen werden Beschäftigte von tarifgebundenen öffentlichen und privaten Banken in mehreren Bundesländern auf die Straßen gehen. In Berlin, Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und anderswo bereiten sie zurzeit Protestaktionen und Warnstreiks vor. Denn: Die Geduld ist bei vielen Kolleg/innen inzwischen aufgebraucht. Und das hat einen einfachen Grund: Auch in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen Ende März haben die Arbeitgeber noch kein Angebot vorgelegt, was die Forderung nach einer Gehaltserhöhung betrifft. Und alle anderen Forderungen der Gewerkschaft haben sie erneut zurückgewiesen.

"Es gibt nichts für die Beschäftigten, wenn es nach den Arbeitgebern geht", sagt Uwe Spitzbarth, der ver.di-Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe. "Genau genommen sogar weniger als nichts. Denn als Preis für die Verlängerung der Vorruhestandsregelung für ältere Beschäftigte verlangen sie jetzt von den Bankangestellten eine tarifliche Regelung zur Samstagsarbeit." Da droht ein Koppelgeschäft zum Nachteil der Beschäftigten. Und die Situation hat sich mit dieser Drohgebärde im Vergleich zu den ersten Verhandlungen noch einmal verschärft. Deshalb müsse ver.di jetzt die Kolleginnen und Kollegen einladen, an Aktionen teilzunehmen, so Uwe Spitzbarth. "Sie wollen schließlich auch auf das Verhalten der Arbeitgeber reagieren."

Von wegen Ballast

Sechs Prozent mehr Gehalt fordert ver.di in dieser Tarifrunde. Angemessen - nach Jahren der Bescheidenheit. Völlig unangemessen sagen die Arbeitgeber, wie auch alle anderen Forderungen. Die wurden summa summarum als "unnötiger Ballast" abqualifiziert. Das betrifft den Gesundheitsschutz und den Beraterschutz für die unter hohem Leistungs- und Verkaufsdruck stehenden Beschäftigten, mehr Ausbildungsplätze, die Übernahme der Auszubildenden nach erfolgreichem Abschluss und eben die Verlängerung der Vorruhestandsregelungen. Offenbar alles ganz überflüssig, wenn man die Chefs der Banken fragt. Stattdessen verlangen sie, die ver.di-Verhandlungskommission möge ihre Forderungen doch "abspecken". Dann, erst dann könne man sich über moderate Gehaltserhöhungen Gedanken machen.

"Doch von Abspecken kann nicht die Rede sein", sagt Bärbel Wulff, die Vorsitzende der ver.di-Bundesfachgruppe Bankgewerbe, die auch Mitglied der Verhandlungskommission ist. Viele Beschäftigte haben sich an einer Umfrage der Gewerkschaft zur Tarifrunde beteiligt. Die ergab eindeutig, dass sie den anderen Punkten einen fast ebenso hohen Stellenwert zumessen wie der geforderten Gehaltserhöhung.

"Den tariflichen Rechtsanspruch auf eine Vorruhestandsregelung wollen die Arbeitgeber aber auf Teufel komm raus weghaben", sagt Bärbel Wulff. Sie wollen "nach Gutsherrenart" bestimmen, wer in den Genuss des Vorruhestands kommen darf und wer nicht.

Wie es weitergeht

Am 3. Mai wird wieder verhandelt. Bis dahin werden viele Beschäftigte sich genau überlegen, wie wichtig ihnen die Forderungen sind - und etwas dafür tun. Nach 2008 wurde im privaten und öffentlichen Bankgewerbe nicht mehr gestreikt. Das wird sich jetzt ändern. Schon bei der Kundgebung vor Beginn der zweiten Verhandlungsrunde in Frankfurt am Main war richtig was los, sagt Bärbel Wulff. "Der Platz vor der Commerzbank war voller Kolleginnen und Kollegen, und es kamen immer mehr Leute aus dem Gebäude raus und stellten sich zu uns. Kollegen von der Hessischen Landesbank haben stolz berichtet, dass sie mit 30 Personen da waren. Die Frankfurter Sparkasse hatte eine große Delegation geschickt. Es war ein guter Auftakt."

Und in Berlin, so Wulff, warten ihre Kolleginnen und Kollegen schon darauf, bald aktiv zu werden. Auch das gute Tarifergebnis im öffentlichen Dienst ermutige viele Beschäftigte und überzeuge Zweifler. Die Stimmung sei jetzt: Wir kriegen was bewegt!

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Die Stimmung ist jetzt die: Wir kriegen was bewegt!