Leiser ist gerade aus Berlin kaum wegzudenken

BERLIN | Völlig überraschend kam der Insolvenzantrag der Schuhkette Leiser für die Beschäftigten nicht. Schon seit längerem suchte die Eigentümerin, die Bahner-Gruppe in Augsburg, nach Investoren, und bereits 2011 verkaufte das Unternehmen das Gebäude der Berliner Zentrale an der Neuköllner Grenzallee an einen Immobilieninvestor. Dennoch sind mit dem Antrag auf Planinsolvenz nun mehr als 1400 Beschäftigte bundesweit - 400 davon in Berlin - bei Leiser und Schuhhof vor existenzielle Fragen gestellt.

"Wir fordern, dass alles getan wird, die Arbeitsplätze bei dem insolventen Unternehmen zu erhalten. Dazu sind Investitionen nötig; nur so können die Geschäfte konkurrenzfähig bleiben", erklärt Petra Ringer vom ver.di-Fachbereich Handel im Landesbezirk Berlin-Brandenburg. Derzeit bekommen die Beschäftigten Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit. Doch Ende April, Anfang Mai sollte ein tragfähiges Konzept vorliegen, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wie es mit der Traditionsschuhkette weitergeht.

Leiser ist gerade aus Berlin kaum wegzudenken: Hier begann 1891 die Geschichte des Schuhgeschäfts mit dem ersten Laden in der Oranienstraße. 1906 wurde die noch heute bestehende Filiale an der Tauentzienstraße eröffnet. Derzeit gibt es 21 Leiser-Filialen in Berlin und zwei in Brandenburg. Der Schuhhof ist mit elf Geschäften in der Hauptstadt und vier Filialen in Brandenburg vertreten. Seit 1970 gehört das Unternehmen der Augsburger Bahner-Gruppe.

"In den zurückliegenden Jahren ist in immer mehr Handelsbereichen ein starker Wandel zu beobachten", sagt Petra Ringer. "Auch Schuhe werden heute zunehmend im Internet bestellt. Diese Entwicklung ist beim traditionellen Handel nicht rechtzeitig beachtet worden." Gerade der gehobene Fachhandel, zu dem Leiser zählt, habe es dabei schwer, denn hier werde beratungsintensiver gearbeitet als in den vielen Billigketten, gleichzeitig aber auch nicht das Luxusbedürfnis einer besonders zahlungskräftigen Klientel bedient.

Bei dem jetzt angemeldeten Insolvenzverfahren setzt das Unternehmen auf eine neue rechtliche Möglichkeit, die es seit Ende 2011 gibt: Mit der "Erleichterung der Unternehmenssanierung" sollen Firmen sich bei laufendem Betrieb aus ihren Schwierigkeiten befreien können, ohne dass dabei die materielle Befriedigung der Gläubiger im Mittelpunkt steht. Ob dieses Verfahren zum Erfolg führen und ein Investor gefunden wird, der die Filialen mit den Beschäftigten weiterbetreibt, wird sich in einigen Wochen zeigen.

Gudrun Giese