Aktion in der Mittagspause für den Erhalt der Arbeitsplätze. Beschäftigte am FI-Standort München-Haar

Die "Finanz Informatik" ist das bundesweite Rechenzentrum der Sparkassen. Im firmeneigenen Internet-Auftritt kann man darüber lesen: "Die Finanz Informatik (FI) mit Sitz in Frankfurt am Main ist der IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe und einer der größten Banken-IT-Dienstleister in Europa. Zu ihren Kunden gehören 426 Sparkassen, acht Landesbanken und die DekaBank, zehn Landesbausparkassen sowie weitere Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe und der Finanzbranche. (...) Die Finanz Informatik übernimmt den Service für 126,9 Millionen Konten; auf den Systemen werden über 89,7 Milliarden technischer Transaktionen durchgeführt. Das Unternehmen beschäftigt 5077 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Umsatzerlöse betragen rund 1,5 Milliarden Euro."

Knapp 700 der 5077 Beschäftigten arbeiten am FI-Standort in München-Haar. Dieser soll nach den Plänen der Geschäftsführung ebenso wie fünf andere Standorte geschlossen werden.

Für ver.di PUBLIK sprach Tina Scholze darüber mit Hermann Ludwig, dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden der Finanz Informatik in München.

ver.di PUBLIK | Ihr habt am 22. März zu einer Mittagspausenaktion gegen die Standortschließung aufgerufen. An der Aktion hat sich die Hälfte der Belegschaft beteiligt. Wer sind die Leute, die dabei waren?HERMANN LUDWIG | Wir haben hier am Standort sehr hoch qualifizierte Leute, Bankfachleute und IT-Spezialisten, von der Anwendungsentwicklung bis zum Support. Viele von ihnen können eine akademische Ausbildung vorweisen. Für ein IT-Unternehmen haben wir außerdem einen hohen Frauenanteil von um die 30 Prozent.

ver.di PUBLIK |Haben die meisten Beschäftigten hier Angst - oder sind sie eher wütend über diesen angekündigten Kahlschlag?LUDWIG | Natürlich herrscht Angst um die Arbeitsplätze. Viele Beschäftigte haben sich bewusst für die Finanz Informatik entschieden, sie verdienen zwar ein bisschen weniger als anderswo im IT-Bereich, dafür glaubten sie aber, einen sicheren Job zu haben. Und das ist jetzt auf einmal nicht mehr so.

Aber ich spüre auch die Wut. Es ist die Wut darüber, dass diese Entscheidung völlig willkürlich getroffen wird. Eine Summe wird in den Raum geworfen, die eingespart werden soll. Dann rechnet man nach und sieht, dass das Einsparpotential genau erreicht wird, wenn man die sechs kleineren Standorte schließt.

ver.di PUBLIK | Wie der Umbau genau aussehen soll, werde erst Mitte des Jahres bekannt gegeben, sagt die Arbeitgeberseite. Sind bis dahin weitere Aktionen geplant?LUDWIG| Zum einen haben wir montags inzwischen immer den "Button-Tag". Viele Kolleginnen und Kollegen tragen am Montag einen großen roten Button, auf dem steht: "Umbau der FI - Chance für Alle - Fair Menschlich Nah." Die letzten drei Worte haben wir gewählt, weil das auch der Slogan der Sparkassen ist. Mit der örtlichen Nähe wird von ihnen ja geworben.

Wir erwägen derzeit auch weitere öffentlichkeitswirksame Möglichkeiten. Eventuell werden wir auch Aktionen vor Sparkassen machen - dies wollen wir aber mit den ebenfalls von der Schließung bedrohten anderen Standorten abstimmen.

ver.di PUBLIK | Uns hat gefreut, dass in den vergangenen Wochen viele deiner Kollegen und Kolleginnen Mitglied bei ver.di geworden sind. Macht sich das auch bei eurer Arbeit im Betriebsrat bemerkbar?LUDWIG | Das stärkt uns natürlich auch den Rücken. Wer weiß, was noch alles verhandelt werden muss, wenn die endgültigen Entscheidungen anstehen. Da können wir dann als Gewerkschafter zusammen mit ver.di sicher mehr auf die Beine stellen.

ver.di PUBLIK | Ihr habt die Hoffnung also noch nicht aufgegeben.LUDWIG | Nein, gewiss nicht. Wenn wir nichts machen, werden wir auch nichts erreichen. Und wir wollen einfach, dass alle eine faire Chance haben.