Buchtipps

Deutschland ohne Ausländer | Wie würde Deutschland aussehen, wenn von heute auf morgen alle Menschen ohne deutschen Pass ausreisen müssten? Sieben Millionen Menschen sind das, haben Pitt von Bebenburg und Matthias Thieme ausgerechnet. Hinzu kämen Partner/innen und Familienmitglieder und andere mit deutschem Pass, die Deutschland dann nicht mehr für lebenswert hielten. Die Idee zu diesem Buch hatten die beiden Autoren, weil eine nicht unbeträchtliche Zahl von Deutschen in Umfragen zu Protokoll gibt, dass viel zu viele Ausländer in Deutschland leben. Also haben sie von einem Tag X an, an dem eine Regierung die Ausreise verfügt, ein Szenario für ein Deutschland der Deutschen entwickelt. Sie gehen von statistischen Fakten aus, haben sich von Expert/innen aus Wissenschaft und Politik beraten lassen. Sie untersuchen alle gesellschaftlichen Bereiche, schauen auf Verwerfungen in einzelnen Branchen der Arbeitswelt und in Kultur und Gesellschaft. Das, was bleibt, ist traurig: Ein isoliertes Land, dem der prägende Einfluss der unterschiedlichen Kulturen in allen Gesellschaftsbereichen ebenso fehlt wie viele Arbeitskräfte und Steuereinnahmen. Heike Langenberg

Pitt von Bebenburg, Matthias Thieme: Deutschland ohne Ausländer. Ein Szenario, Redline-Verlag, München, 272 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3868813388


Der deutsche Goldrausch | Kaum ein ökonomisches Gebilde war so schillernd, widersprüchlich, missverstanden wie die Treuhand, jene Institution, die die DDR-Wirtschaft in die westdeutsche Marktwirtschaft überführen sollte. Dirk Laabs zeichnet hier die fünf Jahre ihrer Existenz nach, erinnert in einer Chronologie an ein politisch-ökonomisches Experiment, das unabhängig vom Standort des Betrachters ein Aufreger geblieben ist. Er schildert, dass eine Fortführung der DDR-Ökonomie zu dieser Zeit unrealistisch war. Die DDR-Betriebe waren mit 200 Milliarden Ostmark bei der Staatsbank verschuldet, weil Investitionen nie auf Erlösen beruhten, sondern auf Kredit. Die Auslandsschulden der DDR beliefen sich Anfang 1990 auf 34 Milliarden Westmark. Als die Treuhand im Sommer 1990 ihren Betrieb aufnimmt, soll sie die volkseigenen Betriebe privatisieren, sie ist, so Laabs, überfordert, wird zum Billig-Marktplatz, auf dem sich immer mehr zweifelhafte Glücksritter tummeln. Leidtragende der Entwicklung sind die Arbeitnehmer/innen: Der Kurzarbeit folgt die Abwicklung mit anschließender Dauerarbeitslosigkeit. Laabs Chronologie ist akribisch zusammengetragen. Sie ist lesenswert, schildert komprimiert überwiegend die Schattenseite der Vereinigung. Nachteilig ist die zuweilen kolportagehafte Beschreibung der Akteure, zu kurz kommt dabei die analytische Komponente. Gunter Lange

Dirk Laabs: Der deutsche Goldrausch - Die wahre Geschichte der Treuhand, Pantheon-Verlag, München, 384 Seiten, 16,99 €, als E-Book 13,99 €, ISBN 978-357055164