Ausgabe 06/2012
Schaut nach Bergkamen
Das Rad in die richtige Richtung drehen
ver.di PUBLIK | Über hundert Jahre lang war die Aktiengesellschaft Gelsenwasser für die Trinkwasserversorgung in Bergkamen zuständig, 2008 hat die Stadt das selbst übernommen. Warum?
Roland Schäfer | Wir haben vor 18 Jahren Stadtwerke mit zwei Nachbargemeinden gegründet und sehr gute Erfahrungen mit der Kommunalisierung von Strom, Gas und Fernwärme gemacht. Bevor der Konzessionsvertrag mit Gelsenwasser auslief, haben wir wirtschaftlich prüfen lassen, ob das auch fürs Wasser Sinn macht. Dabei war ganz klar: Die Wasserversorgung darf kein Verlustgeschäft für die Kommunen sein und der Wasserpreis darf auf keinen Fall steigen.
ver.di PUBLIK | Ist das gelungen?
Schäfer | Ja. Wasserpreis und -qualität sind gleich geblieben und unsere Stadtwerke machen mit Trinkwasser Gewinn. Der geht jetzt aber nicht mehr wie früher an die Aktionäre von Gelsenwasser. Zum einen gleichen wir damit die 2,1 Millionen Euro Verluste unserer beiden Bäder und der Eissporthalle aus. Und darüber hinaus bekommt Bergkamen noch 500.000 Euro Gewinnausschüttung im Jahr.
ver.di PUBLIK | Gibt es weitere Vorteile?
Schäfer | Ein wichtiger Vorteil der Kommunalisierung ist, dass wir als Kommune jetzt handlungsfähiger sind. Wir machen zum Beispiel Förderprogramme für Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden und E-Mobilität, und in unseren Freizeiteinrichtungen gibt es familienfreundliche Preise. Oder wir haben einen Stromspartarif für Geringverbraucher eingeführt. Außerdem sind unsere Gewerbesteuereinnahmen deutlich gestiegen. Das liegt daran, dass Stadtwerke nicht wie Großkonzerne ihre Verluste irgendwo auf der Welt mit Gewinnen verrechnen können.
Roland Schäfer ist Bürgermeister der Stadt Bergkamen und Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes
ver.di PUBLIK | Musste Gelsenwasser Personal entlassen?
Schäfer | Nein. Die Beschäftigtenzahlen bei Gelsenwasser und bei uns sind exakt gleich geblieben. Das liegt daran, dass wir uns entschieden haben, das Leitungsnetz nicht zu kaufen und nur die komplette Wasserversorgung gegenüber dem Kunden zu übernehmen.
ver.di PUBLIK | Warum?
Schäfer | Wir hätten ähnlich wie früher bei der Übernahme des Stromnetzes zunächst einen deutlich überhöhten Kaufpreis zahlen und dafür hohe Kredite aufnehmen müssen. Das dann anschließend gerichtlich zu klären, hätte lange gedauert. Schwierig wäre auch die Entflechtung des Netzes gewesen, weil Gelsenwasser auch Durchleitungsleitungen hat. Vor diesem Hintergrund waren sich Politik und Stadtwerke einig, dass eine Lösung zusammen mit Gelsenwasser besser ist. Deshalb haben wir eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, die das Netz pachtet, verwaltet und ausbaut und Gelsenwasser mit der technischen Betreuung beauftragt.
ver.di PUBLIK | Hat sich für die Wasserkunden etwas geändert?
Schäfer | Sie haben jetzt einen Ansprechpartner vor Ort, weil die Stadtwerke in jeder beteiligten Kommune ein Büro betreiben. Außerdem haben sie Zukunftssicherheit und Verlässlichkeit, denn Kommunen wird es immer geben. Eine Aktiengesellschaft kann dagegen verkauft werden. Zwar stehen heute die Stadtwerke von Bochum und Dortmund hinter Gelsenwasser. Aber wenn die mal Geld brauchen, gehört das Unternehmen möglicherweise bald einem Konzern wie Veolia oder Remondis Aqua.
"Wasserpreis und -qualität sind gleich geblieben und unsere Stadtwerke machen mit Trinkwasser Gewinn. Der geht jetzt aber nicht mehr wie früher an die Aktionäre"
ver.di PUBLIK | Sind Stadtwerke immer besser als private Betreiber?
Schäfer | Nein, das kann man so nicht sagen. Aber uns hat es viele Vorteile gebracht, Strom, Gas, Fernwärme und Wasser in einem Unternehmen zu bündeln. Wasser ist ebenso leitungsgebunden wie Gas und Fernwärme, und ein Teil der Technik kann gemeinsam genutzt werden. Außerdem muss jeder, der hier ein Haus oder einen Betrieb hat, sein Wasser von unseren Stadtwerken beziehen. Weil es vielen Kunden lieber ist, einen einheitlichen Ansprechpartner vor Ort zu haben, beziehen sie auch Strom und Gas von uns, selbst wenn es ein paar Cent teurer ist als beim billigsten Wettbewerber. Das alles stärkt unsere Wirtschaft.
ver.di PUBLIK | Können Sie das beziffern?
Schäfer | In unseren Stadtwerken arbeiten heute 180 Mitarbeiter, und wir haben immer 15 oder 16 Auszubildende. Ihre Lohnsumme beträgt zusammen 5,2 Millionen Euro. Außerdem vergeben unsere Stadtwerke jährlich für zehn Millionen Euro Aufträge an Handwerker aus unseren drei Kommunen. Beides ist Kaufkraft vor Ort. Interview: Annette Jensen
Wasser ist ein Menschenrecht
Gemeinsam sammeln die europäischen Gewerkschaften Unterschriften für ein europäisches Bürgerbegehren. Sie wollen erreichen, dass die EU-Kommission sicherstellt, dass die Förderung von Wasser- und Abfallwirtschaft als öffentliche Dienstleistung für alle garantiert wird. Allein in der EU haben zwei Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung. Die Gewerkschaften wollen auch durchsetzen, dass Privatisierung und Liberalisierung ein Ende haben.
Damit die Europäische Kommission das Thema Wasser auf ihre Agenda setzt, brauchen die Gewerkschaften bis zum nächsten Frühjahr eine Million Unterschriften.
Unterschriftenlisten können aus dem Internet heruntergeladen und ausgefüllt an ver.di zurückgeschickt werden. Beim Ausfüllen ist es wichtig, die strengen Vorgaben der EU zu beachten, damit die Unterschrift gezählt wird. So sind alle im Personalausweis stehenden Vornamen anzugeben. Weitere Hinweise stehen auf den Unterschriftenlisten. Auch online ist es möglich, sich in eine Unterschriftenliste einzutragen.
Wasser ist ein Menschenrecht Gemeinsam sammeln die europäischen Gewerkschaften Unterschriften für ein europäisches Bürgerbegehren. Sie wollen erreichen, dass die EU-Kommission sicherstellt, dass die Förderung von Wasser- und Abfallwirtschaft als öffentliche Dienstleistung für alle garantiert wird. Allein in der EU haben zwei Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung. Die Gewerkschaften wollen auch durchsetzen, dass Privatisierung und Liberalisierung ein Ende haben. Damit die Europäische Kommission das Thema Wasser auf ihre Agenda setzt, brauchen die Gewerkschaften bis zum nächsten Frühjahr eine Million Unterschriften. Unterschriftenlisten können aus dem Internet heruntergeladen und ausgefüllt an ver.di zurückgeschickt werden. Beim Ausfüllen ist es wichtig, die strengen Vorgaben der EU zu beachten, damit die Unterschrift gezählt wird. So sind alle im Personalausweis stehenden Vornamen anzugeben. Weitere Hinweise stehen auf den Unterschriftenlisten. Derzeit ist es noch nicht möglich, sich online in eine Unterschriftenliste einzutragen. www.wasser-ist-menschen recht.de"Wasserpreis und -qualität sind gleich geblieben und unsere Stadtwerke machen mit Trinkwasser Gewinn. Der geht jetzt aber nicht mehr wie früher an die Aktionäre"
Wasser ist ein Menschenrecht
Gemeinsam sammeln die europäischen Gewerkschaften Unterschriften für ein europäisches Bürgerbegehren. Sie wollen erreichen, dass die EU-Kommission sicherstellt, dass die Förderung von Wasser- und Abfallwirtschaft als öffentliche Dienstleistung für alle garantiert wird. Allein in der EU haben zwei Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung. Die Gewerkschaften wollen auch durchsetzen, dass Privatisierung und Liberalisierung ein Ende haben.
Damit die Europäische Kommission das Thema Wasser auf ihre Agenda setzt, brauchen die Gewerkschaften bis zum nächsten Frühjahr eine Million Unterschriften.
Unterschriftenlisten können aus dem Internet heruntergeladen und ausgefüllt an ver.di zurückgeschickt werden. Beim Ausfüllen ist es wichtig, die strengen Vorgaben der EU zu beachten, damit die Unterschrift gezählt wird. So sind alle im Personalausweis stehenden Vornamen anzugeben. Weitere Hinweise stehen auf den Unterschriftenlisten. Auch online ist es möglich, sich in eine Unterschriftenliste einzutragen.
Wasser ist ein Menschenrecht Gemeinsam sammeln die europäischen Gewerkschaften Unterschriften für ein europäisches Bürgerbegehren. Sie wollen erreichen, dass die EU-Kommission sicherstellt, dass die Förderung von Wasser- und Abfallwirtschaft als öffentliche Dienstleistung für alle garantiert wird. Allein in der EU haben zwei Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung. Die Gewerkschaften wollen auch durchsetzen, dass Privatisierung und Liberalisierung ein Ende haben. Damit die Europäische Kommission das Thema Wasser auf ihre Agenda setzt, brauchen die Gewerkschaften bis zum nächsten Frühjahr eine Million Unterschriften. Unterschriftenlisten können aus dem Internet heruntergeladen und ausgefüllt an ver.di zurückgeschickt werden. Beim Ausfüllen ist es wichtig, die strengen Vorgaben der EU zu beachten, damit die Unterschrift gezählt wird. So sind alle im Personalausweis stehenden Vornamen anzugeben. Weitere Hinweise stehen auf den Unterschriftenlisten. Derzeit ist es noch nicht möglich, sich online in eine Unterschriftenliste einzutragen. www.wasser-ist-menschen recht.de