Seit dem 4. Juli streiken 70 Beschäftigte der Nordseeklinik Sylt, die zur privaten Klinikkette Asklepios gehört, für 14,5 Prozent mehr Lohn. Der Klinikkonzern hat unterdessen mit Kündigungen und Auslagerungen gedroht. Derzeit setzt er teuer bezahlte Streikbrecher ein

Mangel an Fachkräften

Symptome: Mehr als jede zweite Stelle in einer deutschen Klinik wird nicht mehr mit Kandidatinnen und Kandidaten besetzt, die dem Anforderungsprofil entsprechen. Ursache: schlechte Bezahlung und Frust, weil Pflegekräfte wegen Überlastung Kranken nicht mehr so helfen können, wie sie möchten. Seit 1995 sind laut dem Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) insgesamt 14 Prozent des Pflegepersonals abgebaut worden, bei einer steigenden Zahl von Patient/innen.

Rezept: ver.di fordert eine Patientenversorgung, die sich nicht nach den Gewinnzielen der Klinikmanager berechnet, sondern nach den medizinischen Erfordernissen.

Medikation: mehr und gut bezahltes Personal.

Tod durch Privatisierung

Symptome: Nachdem die Länder kaum noch Geld in Krankenhäuser stecken, werden sie an private Großkonzerne wie Asklepios, Fresenius oder Helios nicht aus Mangel an Qualität der Leistungen verkauft, sondern fast ausnahmslos, weil keine Gelder mehr für notwendige Investitionen bereitstehen. Weil öffentliche und kirchliche Krankenhäuser lokal und regional agieren, können sie fehlende Investitionsmittel nicht wie die privaten Kliniken aus einer großen Konzernkasse schöpfen. Ihre Zahl schrumpft ständig, sie sind vom Aussterben bedroht.*

Rezept: ver.di fordert das Ende von Privatisierungen und stattdessen Krankenhäuser, die sich in ihrer Region mit anderen Leistungsanbietern vernetzen.

Medikation: ausreichende Finanzierung von Krankenhausinvestitionen aus öffentlicher Hand. Diagnose 3 Vormarsch der Keime

Vormarsch der Keime

Symptome: Kliniken sind heute Orte der Massenabfertigung. Ihre Manager drängen darauf, dass Patienten möglichst kurz im Krankenhaus liegen, sparen am Pflegepersonal (das sich wiederum aus Zeitmangel oft das Händewaschen sparen muss), drücken die Löhne beim Service, lassen immer weniger Reinigungskräfte immer größere Flächen säubern. Hygienequalifizierungen? Gestrichen. Kein Wunder, dass Deutschland auf der Rangliste des Euro Health Consumer Index im Bezug auf die Hygiene von Rang sechs (2009) auf Rang 14 (2012) gefallen ist. Die Folgen: Harnwegs-, Lungenentzündung, Blutvergiftung, Wundinfektion, Tod.

Rezept: verbindliche Durchsetzung von Hygienevorschriften und mehr Personal.

Medikation: erstmal fortlaufend.

*623 öffentlichen Krankenhäusern mit 243.954 Betten stehen aktuell 677 Privatkliniken mit 86.041 Betten gegenüber. Daneben existieren noch 741 gemeinnützige Häuser mit 171.598 Betten. Trend: Der Anteil der privaten Kliniken nimmt stetig zu, gemessen allein an den Betten im Jahr 2011 um 17,2 Prozent, während er in den freigemeinnützigen Kliniken um 34,2 Prozent gesunken ist. Quelle: Statistisches Bundesamt