HENRIK MÜLLER ist Redakteur der ver.di PUBLIK

Wovon im Alter leben - diese Frage interessiert nahezu jede und jeden. Und weil eine auskömmliche Rente für viele Millionen nicht mehr sicher scheint, wird das auch ein zentrales Wahlkampfthema bis zum Herbst 2013. Bundessozialministerin Ursula von der Leyen, CDU, und der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel doktern mit ihren Modellen einer Zuschuss- bzw. Solidarrente an einzelnen Symptomen herum, wollen aber vom Grundsatz her alles so lassen, wie es ist oder absehbar ist: Weder wollen sie die Verlängerung der Lebensarbeitszeit auf ein Renteneintrittsalter von 67 Jahren rückgängig machen noch das millionenfache Absinken der Renten auf Armutsniveau stoppen. Und was sie schon gar nicht wollen: die Rückkehr zu einer Orientierung der Rentenpolitik an dem Ziel, den Menschen ihren Lebensstandard zu sichern, den sie sich hart erarbeitet haben.

Der SPD-Vorstand räumt zwar ein, dass zu den Hauptursachen bereits existierender und künftig drohender Altersarmut die Armut im Erwerbsleben zählt, die sich sogenannten Arbeitsmarktreformen wie den Hartz-Gesetzen und der Lohndrückerei durch Leiharbeit, befristete Arbeit und Werkverträge verdankt - zwecks Hebung deutscher Wettbewerbsfähigkeit. Aber auch an diesen Problemen will die Vorstandsmehrheit der Sozialdemokraten nur ein bisschen herumdoktern und hier und da ein paar Trostpflästerchen kleben.

Wie lang hält unsere Gesellschaft es noch aus, dass die Spitzen von Union, SPD, Grünen und Marktliberalen ihre Umverteilungspolitik von unten nach oben unverdrossen weitertreiben, die - in unterschiedlichen Varianten - dem Grunde nach darin besteht, denen unten das Geld aus dem Portemonnaie zu ziehen, um es ungehemmt nach oben zu verschieben? Und das angesichts der in der andauernden Krise fortgesetzten Anhäufung billionenschwerer Reichtümer auf den Konten und in den Depots einiger weniger. Hintergrund Seite G1