Ehemalige Schlecker-Beschäftigte machen Schleckerläden zu Bürgerdrogerien

Vor der Eröffnung in Erdmannhausen: Bettina Meeh, Christina Frank, Annemarie Keller (von links nach rechts)

Die Schlecker-Insolvenz hat ihnen die Arbeit geraubt. Jetzt haben sich einige langjährige, ehemalige Beschäftigte eine berufliche Alternative aufgebaut und der trostlosen Arbeitslosigkeit den Rücken gekehrt.

Viele der aktiven Frauen haben nach der Schlecker-Insolvenz die Erfahrung gemacht, dass Ihre Tatkraft und ihr Können auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gefragt sind und sie keine adäquate neue Arbeitsstelle bekommen. Damit sahen sie den sozialen Absturz geradewegs auf sich zukommen und haben ihr Schicksal selbst in die Hand genommen. In ehemaligen Schleckerläden eröffnen sie mit Unterstützung von ver.di die neuen Bürgerdrogerien. Ihr Name: "Drehpunkt".

Drehpunkt ist kämpferisch gemeint und steht für den Wunsch: Zeit, dass sich in dieser Gesellschaft etwas wesentlich ändert, dass sich was dreht! Er steht aber auch für einen Treffpunkt im Zentrum einer Gemeinde. Die Läden werden als Mini GmbH geführt. Sie sind in einem Verbund an eine Einkaufsgenossenschaft angeschlossen, die den Drehpunkten beim Einkauf der Waren eine Handelsspanne sichern kann, von der die Frauen leben können.

Top-Filialen als Ausgangspunkt

Für die Auswahl der Ladenstandorte empfiehlt ver.di vor allem die ehemaligen Top-Filialen des Schlecker-Imperiums, die bereits früher sehr gut gelaufen sind und Gewinne gemacht haben. Begleitet wird das Projekt von Christina Frank als zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretärin für den Einzelhandel und einem Unternehmensberater.

Neben der Nahversorgung soll in den Drehpunkten auch die soziale Gemeinschaft, das herzliche Miteinander einer Gemeinde, wieder einen Platz finden. Die Menschen sollen ohne Auto am Ort zu einem guten Preis einkaufen können. Besonders Ältere und Familien mit Kindern brauchen eine funktionierende Nahversorgung, wenn sie nicht (mehr) mobil sind. Der Wohnort soll lebendig bleiben.

Dazu beteiligen sich viele Bürgerinnen und Bürger mit kleinen Beiträgen von 50 oder 100 Euro. Manche geben noch mehr für die Finanzierung der neuen Drogerien. Auch Gemeinderäte und Vermieter sowie andere Gewerbetreibende helfen, um den finanziellen Grundstock zusammenzutragen. Ihr gemeinsames Ziel: Den Trend des Ladensterbens in den Ortschaften aufhalten und umkehren.

Der erste Drehpunkt hat am 17. November 2012 in Erdmannhausen bei Ludwigsburg eröffnet. Weitere Läden werden folgen. Der Drehpunkt Erdmannhausen ist auch auf Facebook zu finden unter:

http://www.drehpunkt-erdmannhausen.de


Spendenaufruf

Die Gründung der Drehpunkte ist für einige ehemalige Schlecker-Beschäftigte ein Start in eine neue Zukunft. Leider gibt es aber immer noch viele, die keinen neuen Arbeitsplatz finden konnten. Sie sind unverschuldet in Not geraten. Viele stehen vor dem Nichts und brauchen dringend Hilfe. Schnell und unbürokratisch. Die Paul-Schobel-Caritas-Stiftung "Arbeit und Solidarität" hat in Zusammenarbeit mit ver.di den bundesweiten Stiftungsfonds "Schlecker-Frauen" eingerichtet. Das Spendenkonto lautet 6402003, Bankleitzahl 75090300 (Liga Bank). Spenden sind auch online möglich: http://www.paul-schobel-stiftung.de

Bis 200 Euro gilt der Kontoauszug als Zuwendungsbestätigung. Bei Spenden über 200 Euro erhalten die Spender/innen automatisch eine Zuwendungsbestätigung.

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