Brennpunkt "Nur zwölf Cent für ein besseres Leben", ver.di PUBLIK 7_2012

Man sollte meinen, solche Zustände wie bei Gerhart Hauptmanns "Die Weber" hätten wir überwunden. Mitnichten, denn in Asien sind die Verhältnisse in der Textilindustrie heute noch erbärmlich schlecht. Seit 14 Jahren arbeite ich im Logistikbereich eines mittelständischen Einzelhandelsunternehmens der Textilbranche und erlebe täglich, wie viel Ware aus Asien kommt.

Die Handelsspanne ist enorm, da sind Margen von 100 bis 300 Prozent vom Einkaufspreis üblich. Zuerst werden "echte" Markenkleidungsstücke als Muster nach Indien, China, Honkong usw. verschickt, und Wochen später kommen dann per Luftpost die Plagiat-Muster von irgendeinem Zwischenhändler, z.B. aus einem Hochhaus in Honkong zurück. Das Einzige, was der Zwischenhändler macht, ist, die Label der Eigenmarke des Händlers, wie z.B. McNeal by P&C, Westbury by C&A, vielleicht sogar die Markenlabel der ganz großen Hersteller, in die Kleidung hineinzunähen. Dann wird die Kleidung in großen Mengen geordert mit Liefertermin; zum Spottpreis. Wo und wie die Teile produziert werden, wie viele Zwischenhändler noch daran verdienen, das kann und will der Käufer vielleicht nicht mal sagen. Was dann teuer über die Ladentheke geht, ist Kleidung, oft ohne Angaben des "Made in ...". Aber auch fast alle großen Markenlabel wie Boss, Ralph Lauren, Tommy Hilfiger, Adidas usw. lassen große Mengen in Osteuropa und/oder Asien zu billigsten Preisen produzieren, um sie dann über den Fachhandel zu vorgeschriebenen Preisen teuer verkaufen zu lassen. Es gibt da viel Geheimniskrämerei und ich hoffe nur, dass bei den Importeuren ein Bewusstsein dafür entsteht, die Produktionsbedingungen und Entlohnung der Textilarbeiterinnen zu verbessern. Ein Problem sehe ich vor allem in dem harten Verdrängungswettbewerb der Handelsunternehmen hier, die sich um Marktanteile streiten und nicht mal hier ordentliche Löhne an die Beschäftigten weitergeben, keinen Betriebsrat haben, aus der Tarifbindung fliehen oder mit prekären Beschäftigungsverhältnissen die Kosten drücken. Es haben aber auch die "Schnäppchenjäger" Schuld an dem Preiskampf im Handel. Nur der Billigste macht den Umsatz bei der Massenware, und das sind dann Aldi, Kick und Co.

Alfred Englert, Mannheim


Thema Postzusteller

Warum gibt es keine Berichte oder Leserbriefe mehr über die Postzustellung? Zum Beispiel in Hamburgs Westen, wo nichts mehr geht nach der Neubemessung! Wo Touren liegen bleiben!

Wo die Zusteller umfallen wie die Fliegen! Die Leute kaputt gemacht werden! Und nicht ein Bericht in der Gewerkschaftszeitung?

Hans-Jürgen Beiße, Hamburg


Fotobox "Rettet die ostdeutschen Wasserstraßen", ver.di PUBLIK 7_2012

Der Bericht über die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ist ein wenig zu kurz geraten. Hier stehen viele gute Arbeitsplätze auf dem Spiel. Jüngst sammelten die Kollegen 50.000 Unterschriften, um die von der Regierung gewollte sogenannte strukturelle Reform der WSV mindestens in den Bundestag zu bringen. In der Hoffnung, dort mehr Gehör für die berechtigten Belange der Beschäftigten zu finden als bei diesem sich der Privatwirtschaft verpflichtet fühlenden zuständigen Alt-Burschenschaftler Ramsauer. Berechtigt sind die Forderungen der Beschäftigten nach Arbeitsplatzerhalt vor allem deshalb, weil besonders der Seeverkehr auf der Ostsee seit der Einigung gestiegen ist und zu nachfolgenden Maßnahmen wie etwa Hafenausbauten, verstärkte Verkehrssicherung auf den Seewasserstraßen und Vertiefungen derselben führte. Im Übrigen scheint mir ver.di PUBLIK seit Antritt von Chefredakteurin Maria Kniesburges kämpferischer und kompromissloser geworden zu sein. Wünschenswert und ausbaufähig sind Glossen wie "Radfahren mit NSU" von Bruno Preisendörfer, weil anspielend, nachdenklich, nostalgisch, inspirierend - kurz literarisch.

Albert Reinhardt, Stralsund


Thema "Mein Arbeitsplatz", ver.di PUBLIK 7_2012

Für mich besteht ein Satz aus Subjekt, Prädikat und Objekt.

Eine Trennung durch Komma halte ich für falsch.

Ein Komma ist nur dann angebracht, wenn der Nebensatz für sich alleine stehen kann.

Reinhold Schellhorn, Kleinlangheim


Interview "Die Beschäftigten müssen alles ausbaden", ver.di PUBLIK 7_2012

Es kann doch nicht so weitergehen, dass jährlich rund 40.000 Patienten durch Keime in deutschen Kliniken sterben, jedes Jahr eine Kleinstadt! Hier wird sorglos auf Kosten der Patienten an der Hygiene gespart, die Klinik bekommt ja ihr Geld auch, wenn der Patient an Keimen stirbt. Er ist nicht mehr Patient, sondern Kunde, an dem verdient werden muss. Wenn man selbst miterlebt, dass mit einem nur einmal eingetauchten Wischlappen das Waschbecken, WC, Dusche und das Patientenzimmer aufgewischt werden und dann noch, wie mir im Vertrauen berichtet wurde, an der Konzentration des Desinfektionsmittels im Wischwasser gespart wird, wundert einen eine solche Todesrate nicht. Es kann doch nicht angehen, dass von den Lamellenvorhängen auf einer operativen Station beim Zuziehen dicke Dreckflusen auf das Patientenbett fallen, es im OP durch schlecht gewartete Klimaanlagen nach Gülle von den Feldern riecht und Hüftgelenkimplantate nach sechs Wochen wegen Keimen wieder entfernt werden müssen!

Wir kommen nur von diesem schlechten Hygienemanagement in den Kliniken los, wenn die Fallzahlen klar für jeden lesbar im Internet veröffentlicht werden!

Und zwar aufgeschlüsselt je Klinik nach: Patienten gesamt; Patienten in der Klinik von Keimen befallen; und Patienten an Krankenhauskeimen verstorben. Erst dann wird es ein Nachdenken geben. Warum gehen Patienten besonders in diese oder jene Kliniken und kommen nicht zu uns? Nur über den Profit der Kliniken geht es, auf eine eigene Einsicht werden wir vergebens warten. P.S.: Ich habe bis 1990 gut 20 Jahre in der DDR in einer Klinik gearbeitet, da sah es besser aus!

Christian Meyer, per E-Mail


Generationen "Der letzte Schrei", ver.di PUBLIK 7_2012

Die Lebenserwartung von Niedriglöhnern sinkt seit Jahren und lag 2010 bereits insgesamt zwei Jahre niedriger und im Osten gar mehr als 3,5 Jahre niedriger, wie aus den Statistiken errechenbar ist. Wer ist also das Problem der immer älter Werdenden?

Roland Winkler, Aue


Hintergrund "Die ganze Behandlung aus einer Hand", ver.di PUBLIK 7_2012

Nicht zu vergessen, die Pflegedienste werden auch aus einer Hand angeboten! Diese Erfahrung, sehr negativ, habe ich bei den Helios-Kliniken in Wuppertal, frühere Sauerbruchkliniken, gemacht. Dieser Pflegedienst versuchte ohne Erfolg, Leistungen gegen den Willen des im Sterben Liegenden durchzudrücken. Was für ihn bares Geld gewesen wäre.

Klaus-Wilhelm Kratz, Köln


Thema Mitgliederentwicklung in ver.di

Betriebs- und Personalräte müssten Trittbrettfahrer/innen zum Verzicht auf Tarifleistungen auffordern, die auch gesetzlich geregelt sind (z.B. Urlaubsansprüche, Arbeitszeit), und bei Inanspruchnahme tariflicher Vergünstigungen darauf hinweisen.

Ria Neininger, 60 Jahre Gewerkschaftsmitglied, per E-Mail


Thema "Friedensengel für Frontsoldaten", ver.di PUBLIK 7_2012

Ich muss sagen, ich war sehr erstaunt, in diesem Artikel nur GEW-Statements zu lesen.

Hat ver.di dazu nichts zu sagen?

Auf dem letzten Bundeskongress wurden etliche Anträge zum Thema Militär/Frieden gestellt und beschlossen - von der Ablehnung der Bundeswehr in der Schule über Zivilklauseln, Abzug aus Afghanistan bis hin zu grundlegender Gesellschaftskritik am Militär. Und auch ver.di ist vor Ort, etwa am KIT, für eine Zivilklausel engagiert. Ich finde, in einer ver.di-Zeitschrift darf auch über unser Engagement geschrieben werden.

Dorothea Forch, per E-Mail


Kommentar "Ein unsinniges Treiben", ver.di PUBLIK 7_2012

Wenn Wolfgang Uellenberg van Dawen beim Bundesvorstand tätig ist, dann sollte er bitte verstanden haben, was Schulden eigentlich sind: Die Guthaben der Verleiher!

Alles Geld ist immer zugleich Guthaben des einen, und zugleich Schulden eines anderen. Für jeden einzelnen Kreditnehmer, der seine Schulden zurückzahlt, muss die Bank immer neue Schuldner finden, sonst würde sich irgendwann zu viel unangelegtes Geld ansammeln und die Bank würde nichts erwirtschaften. Das Geld wird ja schließlich nach der Rückzahlung nicht vernichtet. Die Geldmenge muss daher immer wachsen, und das tut sie ja auch. Daher können alle Staaten auch niemals ihre Schulden zurückzahlen, sondern bestenfalls "umschulden". Es gibt einfach nicht genug potentielle Schuldner, die diese Schulden übernehmen wollen, stattdessen gibt es genug institutionelle Anleger, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld. Für Griechenland oder Portugal wäre es also letztendlich völlig egal, ob sie ihre Wirtschaft zu Tode sparen, oder ob sie mit noch mehr Schulden kräftig investieren. Ein Schuldenschnitt kommt auf jeden Fall für sie früher oder später, weil ja bei irgendeinem erreichten Schuldenstand die Zinsen nicht mehr erwirtschaftet werden können, denn die Einnahmen des Staates lassen sich nicht bis in alle Ewigkeit steigern. Und genau das wollen die Politiker nicht einräumen und kaufen sich auf Kosten der Geringverdiener Zeit. Deshalb ist es eben doch eine Schuldenkrise.

Dr. Thomas Kamphowe, Oldenburg


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