Sabine, Krankenschwester, und Kevin, ver.di-Jugendsekretär

München | Teilnahme an Sitzungen der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung, Seminare, Einzelberatungen, Betriebsbegehungen - das gehört zur klassischen betrieblichen Betreuungsarbeit von ver.di. Oftmals aber heißt es bei Diskussionen: "Das ist praktisch nicht umsetzbar." Grund genug, das "echte Leben" zu überprüfen. Kevin Voß, ver.di-Jugendsekretär, und Sabine Brüchmann, Krankenschwester und Betriebsrätin am Isar-Amper-Klinikum München Ost, berichten:

Kevin: Da die Krankenhäuser einen wichtigen Teil der täglichen Betreuungsarbeit ausmachen und ich als Jugendsekretär keine praktische Erfahrung in diesem Bereich hatte, war es naheliegend, ein Praktikum zu absolvieren.

Sabine: Weil ich selber als BR-Vorsitzende zeitweise freigestellt bin und nach wie vor vier bis fünf Tage im Monat auf Station arbeite, konnte ich Kevins Wunsch, das Praxisleben nicht aus den Augen zu verlieren, nur unterstützen. Im Oktober 2012 stand der Kollege Gewerkschaftssekretär auf unserem Dienstplan. In einem Spätdienst (11.30 Uhr bis 19.30 Uhr) und einem Frühdienst (6.30 Uhr bis 14.30 Uhr) zeigten wir ihm hautnah die Welt der Pflege.

Kevin: Vor dem ersten Dienst war ich ein wenig aufgeregt. Was erwartet mich auf einer gerontopsychiatrischen Station? Werde ich nur aus der zweiten Reihe zusehen? Darf ich richtig mitarbeiten? Bin ich dem gewachsen? Ich wollte mich vor allem den Aufgaben der Auszubildenden dort stellen.

Sabine: Also Essen eingeben, grundpflegerische Versorgung, Mobilisierung und Lagerungen von Patientinnen, Hilfestellung bei Toilettengänge. Aber auch die psychische Auseinandersetzung mit den Ängsten und Bedürfnissen der uns anvertrauten Menschen sind das tägliche Brot auf Station. Hier gilt es, einige Hemmschwellen zu überwinden. Das hat Kevin gemacht.

Kevin: Die Erfahrungen empfand ich in zweierlei Hinsicht als wertvoll. Zum einen kann ich die Bedürfnisse und Belastungen der Beschäftigten am Klinikum nun besser nachvollziehen. Zum anderen war der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen auf Station von besonderer Qualität. Mir ist bewusst geworden, dass die Interessenvertretung der Auszubildenden und all der anderen Beschäftigten noch viel mehr verzahnt werden müssen.

Fazit: Gewerkschaft muss noch viel stärker im Betrieb stattfinden. Aus diesem Grund können wir beide nur unterstreichen, dass sowohl freigestellte Betriebs- und Personalräte als auch hauptamtliche Gewerkschaftsbeschäftigte öfter Praktikums-Möglichkeiten in den von ihnen zu betreuenden Betrieben nutzen sollten.

red