Was ist der Unterschied zwischen Nettovermögen und Nettohaushaltsvermögen? Wie wirken sich Eurorettung, Staatsverschuldung, sinkendes Wirtschaftswachstum und Veränderungen in den Sozialversicherungen auf Frauen aus? Wie müsste eine Konsolidierung öffentlicher Kassen ausschauen, um aus Gendersicht verteilungsgerecht zu sein?

Anhand von wirtschaftlichen Daten und Fakten erklärt Kollegin Dr. Sabine Reiners, Bereichsleiterin Wirtschaftspolitik beim ver.di-Bundesvorstand, geschlechterbezogen die Ungleichheit im Geldbeutel. Sie erzählt die kleine Geschichte der deutschen Staatsverschuldung, erläutert Reichtumspflege dank Steuerpolitik, beschreibt Steuergeschenke und Sparvorgaben und benennt Alternativen. Denn wenn die Bedürfnisse der Frauen im Vordergrund stehen würden, dann sähe die europäische Marktbereinigung im Zuge der Krise anders aus.

Frauen sind die großen Verliererinnen von Schuldenkrise und Eurorettung, die Sanierung der öffentlichen Finanzen wird überproportional auf ihrem Rücken ausgetragen. Vermutlich genau deshalb, weil sich Frauen beim Thema Geld und Finanzen volkswirtschaftlich zu wenig einmischen. Aber wenn daheim Wasser und Strom nicht mehr bezahlbar sind, dann sind die Frauen die Problemlöserin vor Ort. Frauen verdienen weniger als der männliche Bevölkerungsteil. Gehen Männerarbeitsplätze in der Automobilbranche verloren, greifen große nationale Förderprogramme, gehen Frauenarbeitsplätze bei Schlecker verloren, gibt es die nette Empfehlung, sich doch was in der Pflege zu suchen. Gleichzeitig sind gerade frauendominierte Branchen in öffentlichen Einrichtungen (Krankenhäuser, Pflegeheime) von weiteren Privatisierungen bedroht, die immer mit der Verschlechterung der Arbeitsverhältnisse einhergehen.

Als legaler Rechenfehler taucht die unbezahlte Arbeit in den offiziellen Wirtschaftsdaten nicht auf. Putzen, Waschen, Kindererziehen, Altenpflege - das machen Frauen halt so nebenbei. Unbezahlte gesellschaftliche Reproduktionsarbeit ist im Wesentlichen Frauensache. Gute Lebensqualität in diesem Land gründet damit auf den Frauen. Frauen sitzen in der Falle von Teilzeit und prekärer Beschäftigung, ihnen droht Hartz IV und Altersarmut. Obwohl inzwischen besser ausgebildet als Männer, stoßen sie in der Arbeitswelt schnell an die gläserne Decke, wenn es um die guten Jobs geht. Als Selbstständige oder Unternehmerin kommen sie schwerer an Kredit. Existenzsicherung durch eigene, bezahlte Arbeit: Geht schon, aber halt nicht so wie... Schluss jetzt!

Frauen müssen auf unterster Ebene mit jedem Pfennig haushalten und wissen über die finanziellen Töpfe ganz oben zu wenig Bescheid. Frauen wollen immer nur das Eine - soziale Gerechtigkeit! Doch wenn es um die großen Geldtöpfe geht und um die Spielregeln auf dem Finanzsektor, dann wird die Luft dünn. Also ran an die große Finanzpolitik! Der ver.di-Bezirksfrauenrat lädt zur Diskussion ein.

Kerstin Weiß

Geld ist genug da:Gendergerecht umfairteilen

mit Dr. Sabine Reiners vom ver.di-Bundesvorstand Donnerstag, 18. April 2013, 18 Uhr 30 bis 21 Uhr, Gewerkschaftshaus, Großer Saal