Keine Tarifverträge mit den "Billigheimern"

Der Konflikt zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern bei den Genossenschaftsbanken spitzt sich weiter zu: So hat der Arbeitgeberverband für die Volks- und Raiffeisenbanken (AVR) alle mit ver.di bestehenden Tarifverträge Ende Februar gekündigt. Das bringt erhebliche Verschlechterungen bei den Lohn- und Arbeitsbedingungen. ver.di versucht daher, möglichst viele Beschäftigte zu mobilisieren. Ziel ist der Abschluss von Haustarifverträgen.

Der Unmut über die Kündigung aller Tarifverträge ist enorm. So sind Mitte Februar rund 100 Beschäftigte der DZ-Bank in Hannover auf die Straße gegangen und haben ein deutliches Signal gesetzt: "Wir lassen uns den Mantel(tarif) nicht ausziehen!" Betriebsratsvorsitzender Rüdiger Beins kritisierte die Arbeitgeber der Genossenschaftsbanken wegen ihrer Politik des Lohndumpings. Sie haben mit den "Billigheimern" DHV und DBV Tarifverträge geschlossen, die den Mitarbeitern Verschlechterungen von bis zu 535 Euro monatlich bringen.

"Diese so genannten Gewerkschaften schließen Verträge, wie die Arbeitgeber es gerne möchten", sagt ver.di-Fachbereichsleiter Christoph Meister. Im Übrigen hätten DHV und DBV kaum Mitglieder, sie seien zahlenmäßig bedeutungslos. Für ver.di-Mitglieder bleibe es bei den alten Vertragsbedingungen. Aber allen anderen, vor allem neuen Mitarbeitern, drohen kräftige Einschnitte. So würden zehn Prozent des Gehaltes nur noch als "leistungsorientierte" und damit variable Vergütung gezahlt. Das Gehaltsgefüge in neuen Verträgen sei spürbar niedriger, von der Dauer der Berufszugehörigkeit abhängige Zuschläge würden zusammengestrichen, ältere Beschäftigte seien nicht mehr vor Gehaltskürzungen geschützt und Berufsanfänger bekämen weniger Geld.

Der Konflikt wirkte sich für den Mitgliederzuwachs jedoch positiv aus: Nach Angaben des Betriebsratsvorsitzenden der hannoverschen DZ-Bank, Rüdiger Beins, hat die Niederlassung mit knapp 170 Mitarbeitern mittlerweile einen Organisationsgrad von über 60 Prozent erreicht. In ganz Deutschland habe man den Anteil in jüngster Zeit auf etwa 25 Prozent verdoppelt. Angestrebt werde ein Anteil von mindestens einem Drittel, um einen Haustarifvertrag durchsetzen zu können.