Als frisch examinierter Gesundheits- und Krankenpfleger fing ich als Mitarbeiter in einem OP eines katholischen Belegkrankenhauses in Augsburg an. Zwei Jahre lang machte ich regelmäßig Überstunden, über Monate hinweg arbeitete ich bis auf wenige Ausnahmen mindestens zehn, meist aber zwölf bis vierzehn und deutlich mehr Stunden am Tag. Zu den ungesetzlichen Arbeitszeiten (das Ordnungsamt wurde tätig) kam Personalmangel hinzu, mehr als sieben Planstellen blieben unbesetzt. Für mich waren die Arbeitsbedingungen einfach nur grob fahrlässig. Alleine schon das Risiko für den Patienten, das von chronisch überarbeiteten Pflegekräften ausgeht, ist für mich unverantwortlich. Und sollte ein Patient Schaden erleiden, haftet nicht der Arbeitgeber, sondern die Pflegekraft als ausführendes Organ und Opfer des Leistungsdruckes, die die gestellten Arbeitsrahmenbedingungen ausübt.

Nach zwei Jahren und einem erarbeiteten Bandscheibenvorfall verließ ich den OP. Für mich ist es eindeutig an der Zeit - auch durch gewerkschaftlichen Druck - die Träger der Krankenhäuser, öffentliche wie auch kirchliche, zu einem Umdenken, als auch die Politik zu dementsprechendem Schaffen von humanen Arbeitsrahmenbedingungen zu zwingen. Nicht grundlos verlassen im Schnitt nach fünf Jahren examinierte Pflegekräfte die Branche und orientieren sich beruflich um. Gesundheit ist nun mal kein planbares Wirtschaftsgut, das rein mit betriebswirtschaftlichen Instrumenten gemessen und gelenkt werden kann.

Markus Thomsen, per E-Mail


Thema "Gesellschaft des Spektakels - Deutsche Tafeln e.V.", ver.di Publik 2_13

Kritisch sehe ich das Verbandswesen, denn die Aufgabe eines Verbandes ist es nicht, die Ursachen zu bekämpfen, weswegen es Tafeln überhaupt geben muss. Seine Aufgabe ist der Erhalt der Tafeln und damit der Erhalt der Arbeitsplätze im Verband für Geschäftsführer, Juristen, Soziologen, Lobbyisten und allerlei Hilfskräfte, die für Ihre Tätigkeit im Verband in der Regel auch entlohnt werden. Ein Verband dürfte deshalb eher an der Verstetigung als an der Beseitigung des Problems Armut interessiert sein.

Werner Meyer-Giehren, Hamburg

Dass sozialstaatliche Strukturen nicht auf Dauer durch bürgerschaftliche Aktivitäten ersetzt werden können und dürfen, wissen die in solchen Initiativen Tätigen selbst am besten: Mir ist keine Tafel bekannt, die nicht mit Freuden ihre Arbeit einstellen würde, sobald die Verhältnisse dies zulassen, und auch keine Tafel, die sich nicht für eine Änderung dieser Verhältnisse einsetzt.

Dr. Michael Davidis, Marbach am Neckar


Glosse "Upps - Expertenmund tut Unsinn kund", ver.di Publik 2_13

Ich bin 32 und wirklich geschockt über die Zukunftspläne der Rentenexperten, das Rentenalter auf 69 nach hinten zu verschieben! Dabei verstehe ich die hierfür zugrunde gelegte Statistik/Studie bzw. deren Ergebnis nicht. Denn ich glaube nicht, dass die Lebenserwartung meiner Generation so hoch sein wird, wie sie es derzeit noch ist.

Der Trend geht - und dies wird ja auch momentan weiter durch die Politik forciert - hin zu mehr Niedriglohnjobs, prekären Arbeitsverhältnissen und befristeten Jobs. Es ist in Studien belegt, dass Menschen mit geringem Einkommen eine erheblich niedrigere Lebenserwartung haben. Ursache hierfür ist nicht nur die momentane tägliche Existenzangst, sondern auch die Angst vor Altersarmut, die das Leben verkürzt. Andererseits sind die Belastungen auch für Menschen mit "normalem Einkommen" im Beruf gestiegen. Auch für die Berufseinsteiger war es vor 30 bis 40 Jahren noch wesentlich einfacher: Als Bewerber auf einen Job oder eine Ausbildung hatte man eine Auswahl von mehreren Stellen - heute ist der Aufwand, nur einen unbezahlten Praktikumsplatz zu bekommen, erheblich höher und somit der psychische Druck auf die Bewerber; die so wichtige Wertschätzung der Arbeitskraft sinkt, die ständigen Absagen demotivieren, und all das nagt ebenfalls an der Lebenserwartung! Ich kenne diese im Artikel erwähnte Statistik/Studie nicht, aber wer auch immer sie erstellt hat, hat wahrscheinlich mit den undifferenzierten Arbeitsmarktzahlen gearbeitet, auf deren Grundlage z.B. FDP-Politiker ihre rosigen Zahlen von Deutschlands Arbeitsmarktentwicklung stricken. Gefördert wurde die Erstellung dieser Statistik sicherlich von den im Artikel erwähnten oberen Zehntausend. Ich bin froh, dass es ver.di, andere Gewerkschaften und die PUBLIK gibt und sie auch wieder stärker zu werden scheinen. Vielen Dank und weiter so!

Stefanie Krause, per E-Mail


Thema "Rentenanpassung"

Rentenanpassung Deutschland-West 0,25 Prozent, Deutschland-Ost über 3 Prozent mehr, ist das noch gerecht? Ich bin Rentner, Jahrgang 1941. Habe mich nicht für materiellen Reichtum entschieden, sondern für Kinderreichtum. Habe 11 Kinder, 22 Enkel und 12 Urenkel, konnte kein Wohneigentum schaffen und muss Miete zahlen. Stark gestiegene Energiekosten machen das Leben nicht leichter. Trotz des Kinderreichtums und 49 Arbeitsjahren musste ich einen Rentenabschlag von drei Prozent hinnehmen. Ich erwarte einen Aufschrei unserer Gewerkschaften und Sozialverbände. Liebe Mitrentnerinnen und Mitrentner in Deutschland-West, verhelft diesen weltfremden Politikern nicht zum neuerlichen Sieg. Wählt sie ab!

Zeigen wir Ruhegeldempfänger den Regierenden, dass wir uns nicht alles gefallen lassen und uns wehren werden. Gemeinsam sind wir stark.

Harald Müssle, per E-Mail


Thema "Managergehälter"

Sie regen sich über alle möglichen Dinge in ihren Artikeln auf, das Problem der ausufernden Managergehälter kommt dabei zu kurz. Das liegt sicher daran, dass die Gewerkschaften, allen voran ver.di, an diesem Problem eine große Mitschuld tragen. Schließlich sitzen in den Aufsichtsräten auch die Arbeitnehmervertreter, die aber alles abnicken, solange die eigene Bezahlung stimmt. Ich habe noch nie gehört, dass die Arbeitnehmerseite gegen die Boni oder die üppigen Gehälter gestimmt hat.

Oder sitzen dort nur Pfeifen?

B. Wagner, Lübeck

Lieber Kollege Wagner,zum Glück ist Ihr Eindruck von der Tätigkeit unserer Mitglieder in Aufsichtsräten nicht ganz zutreffend. Ich kenne diverse Fälle, wo in Aufsichtsräten großer Unternehmen Arbeitnehmervertreter gegen die Entwicklung der Vorstandsbezüge argumentiert haben und dann auch entsprechend abgestimmt haben. Aber am Ende hat die Anteilseignerseite im Aufsichtsrat leider stets die Möglichkeit, sich mit der Doppelstimme des Aufsichtsratsvorsitzenden durchzusetzen.

Dass man darüber in den Medien nichts oder sehr wenig erfährt, liegt auch daran, dass die Diskussion eines Aufsichtsrats über die Bezahlung der Vorstände weitgehend einer gesetzlichen Schweigepflicht unterliegt. Nach unserer Satzung sind ver.di-Mitglieder jedoch verpflichtet, einen bestimmten Teil ihrer Vergütung als Aufsichtsrat an gemeinnützige Einrichtungen abzuführen. Bei hohen Aufsichtsratsvergütungen muss ich den größten Teil überweisen. Wenn ein Mitglied z.B. jährlich 80.000 € als Aufsichtsrat erhält, gehen davon insgesamt 69.200 € an die gemeinnützigen Einrichtungen. Der Rest ist steuerpflichtiges Einkommen und wird mit dem Arbeitseinkommen zusammen versteuert. Ich sehe nicht den Zusammenhang zwischen einer Zustimmung zur Vorstandsbezahlung und der eigenen Vergütung als Aufsichtsrat. Zumal die Aufsichtsrats-Vergütung nicht von den Vorständen, sondern von der Eigentümerversammlung festgesetzt wird.

Martin Lemcke, Leiter Bereich Mitbestimmung, ver.di-Bundesverwaltung


Thema "Entlassung im Einzelhandel"

Laut einer Meldung hat Sport-Scheck einem 54-jährigen Verkäufer den Job wegen Alters gekündigt. Ich bin 65 Jahre alt und kaufe in solchen Firmen nichts mehr, denn wer Senioren wegen ihres Alters loswerden will, muss auf mich und mein Seniorengeld verzichten.

Helmut-Ludwig Elster, München


Meldung "Schweden schafft Bargeld ab", ver.di PUBLIK Generationen 2_13

Versuchen Sie mal aktuell in Schweden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Es gelten überall nur Chipkarten. Diese sind vor Reiseantritt in z.B. Kiosken (an Wochenenden meist geschlossen) zu lösen und mit entsprechenden Kronen aufzuladen. Jeder schwedische Bezirk/Län hat seine eigene Karte, d.h. wenn man von z.B. Trelleborg nach Sundsvall fährt, braucht es mit Bus und Bahn diverse davon. Im Zug beim Schaffner gibt es kein bares Nachlösen mehr. Das Ticket ist vorher im Automaten mit Kreditkarte zu kaufen. Wenn der streikt, die Karte nicht nimmt oder dessen Bedienung besonders für Ausländer unverständlich ist, hat es sich ausgetourt.

Albert Reinhardt, Stralsund


Vorschlag für ver.di PUBLIK

Ich möchte einen Vorschlag machen: Das Arbeitslosengeld II bitte so zu nennen, oder gerne Alg II. Das ist doch auch nicht länger und bezieht sich damit nicht immer wieder auf den immerhin wegen Untreue vorbestraften Peter Hartz. Ich finde, dass gerade eine Gewerkschaftszeitung umsichtig mit der Wortwahl sein sollte. Und dann verstehe ich den Comic "Mutter & Sohn" nicht. Was ist daran lustig oder zumindest kritisch oder überhaupt was? Ich finde den nur blöd.

Susanne Düring, per E-Mail


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