"Die" Deutschen essen Sauerkraut, "die" Italiener lieben ihre Mama, "die" Amerikaner schießen aus der Hüfte, und so geht es weiter durch die ganze Welt. Das jährliche Politikforum im ver.di-Bildungszentrum Gladenbach befasste sich Mitte Juli mit der Frage, wie weit man solche Klischees belächeln kann und ab wann sie in Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Neofaschismus umschlagen. Und warum.

In vier Seminaren, die sich mit ihren Ergebnissen immer wieder vernetzten, wurde von rund 50 Teilnehmenden gelesen, geforscht und debattiert. In einem Seminar wurde gefragt, wie sich die neu entstandene Bundesrepublik mit der deutschen Vergangenheit aus- einandergesetzt hat. Ehemalige Nazis kamen in führende Positionen, nicht nur, aber besonders in den Geheimdiensten - trotz der Nürnberger Prozesse. In diesem Kontext wurde auch das unrühmliche Agieren des "Verfassungsschutzes" debattiert.

Es wäre aber falsch, so ein weiterer Seminarschwerpunkt, alles nur bei den ewig Gestrigen anzusiedeln. Nationalismus und Rassismus als Nährboden für Ausgrenzung bis hin zur Duldung von Gewalttätigkeit sind heute bereits in der viel beschworenen Mitte der Gesellschaft angesiedelt. Daher beschäftigte sich ein weiteres Seminar damit, den "alltäglichen Rassismus in sich selbst zu erwischen". Immerhin, so sagen Studien, sind rund 20 Prozent der deutschen Bevölkerung empfänglich für rechtradikale Ideen - seien es Jugendliche, die keine Perspektive für sich sehen, oder der gelehrte Professor.

Aber auch wenn man bei den Seminaren, den Diskussionsabenden und Theateraufführungen den Kopf klarer bekommen hat: Was tun? Mit der öffentlichkeitswirksamen Umsetzung von Erkenntnissen beschäftigte sich eine andere Seminargruppe: Wie gestaltet man ein Plakat "Gegen Rechts"? Wie wirbt man im Betrieb für einen friedlichen und verständnisvollen Umgang miteinander? All diesen schwierigen Themen konnten sich die Teilnehmenden wieder in der schönen Umgebung, mit dem reichhaltigen Angebot des Hauses und der guten Versorgung widmen. Nächstes Jahr wieder mit neuen Themen!

Unterstützt wurden das Forum und eine Wanderausstellung von ver.di GBP - Gewerkschaftspolitische Bildung. reb