MARIO FRIEDRICH, 25, Busfahrer bei den Stadtwerken in Bielefeld

Der Gelenkbus, den ich fahre, ist 18 Meter lang, ein Monstrum, vor allem, wenn er durch enge Vorortstraßen gleitet. Da passiert es schon mal, dass plötzlich ein Passant direkt vor meinem Fenster auftaucht, so wie neulich ein kleines Mädchen. Dann muss ich ruhig vorbeisteuern - ohne hektisches Ausweichmanöver, ohne Notbremsung. Die Fahrgäste sollten den Zwischenfall überhaupt nicht bemerken. In solche Situationen gerate ich oft. Aber das Mädchen hat mich gesehen und ich es auch, ich bleibe dann ruhig. In so einem Moment muss ich mit meinen Gedanken im Grunde schon bei der nächsten möglichen Gefahr sein. Das ist der Alltag in einem Linienbus.

Ich arbeite bei mobiel, dem Nahverkehrsunternehmen der Stadtwerke Bielefeld, dort bin ich auch schon ausgebildet worden, zur Fachkraft im Fahrbetrieb. Zu meiner Ausbildung gehörten neben dem Führerschein für Bus und Straßenbahn auch die Arbeit im Kundendienst, das Planen der Einsätze, Fahrzeugtechnik, Marketing, Betriebswirtschaft und Kostenrechnung. Bis zu 16 Abteilungen durchlaufen Azubis bei uns bis zum Abschluss.

Eigentlich wollte ich nach meinem Hauptschulabschluss und der Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechaniker Lokführer werden. Doch die Deutsche Bahn hat es in sieben Monaten nicht geschafft, auf meine Bewerbung zu antworten, so habe ich es bei den Stadtwerken versucht. Dort wurde ich sofort genommen, die waren einfach schneller. In meinem Job fühle ich mich von Anfang an pudelwohl. Ich bin einfach zum Fahren geboren.

Dickes Fell gegen schlechte Laune

Ein dickes Fell brauche ich als Busfahrer schon, nicht nur im Straßenverkehr. Schon in der Ausbildung lernen wir, dass Fahrgäste, die ausfallend werden, nicht uns persönlich meinen, sondern immer das Unternehmen. Mit dieser Gewissheit bleibe ich gelassen, auch wenn Kunden ihre schlechte Laune an mir als Fahrer auslassen oder ausrasten, weil der Bus mal wieder zu spät kommt. Erlebt habe ich das alles schon.

Am liebsten fahre ich Bus oder Straßenbahn auf längeren, abwechslungsreichen Strecken. Ich finde es spannend, große Dinge zu bewegen, nach der Ausbildung bin ich deshalb gern bei den Stadtwerken geblieben. Nach meiner Zwischenprüfung an der Berufsschule, die ich mit Eins bestanden habe, hat mir das Unternehmen eine Stelle als Verkehrsmeister angeboten. Aber ich will weiter selbst Bus oder Straßenbahn fahren, denn dabei bin ich mitten im Leben, erlebe viele Menschen in ihrem Alltag, das finde ich gut.

Auf der Strecke ist es am wichtigsten, immer den Überblick zu behalten. Für meinen Beruf braucht man auf jeden Fall starke Nerven und Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit - und natürlich Spaß daran, als Dienstleister unterwegs zu sein.

Protokol: Robert B. Fishman