Humor ist oft eine ernste Sache, und wer keinen hat oder jedenfalls nicht den gerade passenden, steht schnell im Abseits. "Die Toten Hosen", weltbekannte Punkrock-Combo aus Düsseldorf, hätten sich, so heißt es am Mittwoch nach der Bundestagswahl todernst auf der Internetplattform "meedia.de", via Facebook darüber "beschwert", Bundeskanzlerin Angela Merkel und die versammelte CDU-Führung hätten am Wahlabend durch das Absingen der Hymne An Tagen wie diesen die Musik der Punks "klar missbraucht". Letztere sei damit "von Leuten vereinnahmt" worden, "die uns in keiner Weise nahe stehen". Wenigstens, so hätten die Hosen gefacebookt, hätte die Bundeskanzlerin vorher fragen können.

Der unvoreingenommene Beobachter hatte sich ja schon am Wahlabend gewundert, wie Angela Merkel und ihr Hofstaat da so ausgelassen fröhlich und ungehemmt vor den Augen der Nation feierten und den Hosen-Hit gröhlen, allen voran Fraktions-Chef Volker Kauder: Donnerwetter, die sind ja auf der Höhe der Zeit, das ist ja State of the Art, interpretieren eine Punkband. Irgendwie nicht unsympathisch. Und das sollen Campino und seine Leute "als unanständig und unkorrekt" empfunden haben? Man stelle sich vor, die Unions-Granden hätten den "Tag, so wunderschön wie heute" angestimmt, der "nie vergehen" dürfe: Inhaltlich zwar ungefähr das Gleiche, aber wie peinlich wäre das denn gewesen!

Nein, es war auch nicht so; die Toten Hosen waren keineswegs derart bar jeden Humors, sondern haben auf Facebook verbreitet: "Liebe Freunde, wir verfolgen aus dem Übungsraum amüsiert die derzeit laufende Kontroverse über die CDU-Version von Tage wie diese. (...) Eins ist ja wohl klar: Das grausam vorgetragene Lied war immer noch mit Abstand die beste Leistung, die die CDU in letzter Zeit hervorgebracht hat."

Was den "Missbrauch"- und den "Vereinnahmungs"-Vorwurf betrifft: Da hat der erwähnte Internetdienst einfach was verwechselt und damit einen Shit-Sturm im Wasserglas ausgelöst. So ist das oft im Internet: viel Getöse, nichts dahinter.

hem