Ausgabe 06/2013
"Sie stehen vor den Scherben ihrer Existenz"
700 Beschäftigte sind allein in Niedersachsen betroffen
Gute Frage, schlechte Antwort
Nach Schlecker nun Praktiker: Die insolvente Baumarktkette mit rund 5300 Beschäftigten wird abgewickelt, der Ausverkauf läuft seit Wochen. Denn laut Insolvenzverwalter waren neue Geldgeber für die Billigkette nicht in Sicht. Allein in Niedersachsen sind rund 700 Beschäftigte von der Schließung betroffen. In Brauschweig, Delmenhorst, Hameln, Hannover, Helmstedt, Hildesheim, Nienburg, Oldenburg, Osnabrück, Peine, Salzgitter und Stade schließen 15 Märkte. Garbsen und Emden wurden bereits dichtgemacht.
Doch auch die Baumarktkette Max Bahr hat Insolvenz-Antrag gestellt, allein in Bremen gibt es inzwischen vier Bahr-Märkte. Während die Marke Praktiker verschwindet, sieht der Insolvenzverwalter gute Chancen, die Standorte und Arbeitsplätze von Max Bahr zu sichern. Bis Ende September müssten jedoch die Verträge unterzeichnet sein. Sonst sei es schwer, die laufenden Mietverträge aufrechtzuerhalten.
Die Uhr tickt aber vor allem für die Praktiker-Beschäftigten in Niedersachsen: Sie erhalten noch bis zum 1. Oktober Insolvenzgeld. Sollte sich für Bahr auch kein Investor finden, sondern sich Konkurrenten nur einzelne Filetstücke herauspicken, sieht die Zukunft für viele düster aus.
"Die Beschäftigten stehen vor den Scherben ihrer Existenz", sagt ver.di-Fachbereichsleiter Heiner Schilling. "Es glaubt niemand wirklich, dass die Praktiker-Kolleg/innen nach dem Leerverkauf von den neuen Betreibern auch tatsächlich übernommen werden", kritisiert Stefanie Nutzenberger, ver.di-Bundesvorstandsmitglied für den Handel, den Umgang mit den Betroffenen. ver.di fordert ein Konzept, wie die Fortführung nach dem Leerverkauf sichergestellt werden kann, und eine Transfergesellschaft.