Marc Busch, BR-Vorsitzender einer Tochtergesellschaft im Krankenhaus Sankt Georg, Leipzig

Marc Busch

Du engagierst Dich in ver.di. Warum?

Tarifverträge fallen nicht vom Himmel, und allein geht es nicht. Für gute Arbeits- und Lebensbedingungen müssen wir schon gemeinsam etwas tun. Und das geht für mich als Betriebsrat nur über ver.di. Die Erfahrungen der letzten Jahre, als in unserem Krankenhaus das große Ausgründen begann, haben gezeigt, wie schnell man nach unten rutscht. In meinem Bereich, der Wirtschafts- und Logistikgesellschaft, gab es - wie in den anderen Gesellschaften auch - für die Kolleg/innen neue Arbeitsverträge. Mehr Arbeit für weniger Geld. Im Einzelnen hieß das: monatlich 400 bis 500 Euro netto weniger. Bei uns galt plötzlich der Tarif des Hotel- und Gaststättengewerbes. Wir haben fast zwei Jahre gebraucht, um uns wieder zu finden und ver.di-Strukturen aufzubauen. Erst dann ging es wieder um Verhandlungen für einen Haustarif.

Du hast mit Mitstreiter/innen in der St. Georg Wirtschafts- und Logistik GmbH viel erreicht. Wie?

Es geht nur über persönliche Gespräche, Aufklären ist das A und O. Zuerst haben wir versucht, herauszufinden, was die Kolleg/innen bewegt und was sie wollen. Und wir haben sie immer wieder motiviert, etwas für ihre eigenen Interessen zu tun. Als sie dann gesehen haben, dass alle mitziehen, war auch mehr möglich, auch das Streiken für Tarifverhandlungen ging dann. Von 216 Beschäftigten sind inzwischen 117 ver.di-Mitglieder. Seit 2013 haben wir einen Haustarifvertrag, um den wir lange ringen mussten. Er bewegt sich wieder näher zum TVöD, bei etwa 70 Prozent, mit Regelungen zum Urlaub und zu Altersteilzeit und Zuschlägen.

Wir müssen in ver.di einiges ändern. Was?

Wir bemühen uns gerade um den Aufbau einer aktiven ver.di-Betriebsgruppe für die Tochtergesellschaften. Aber auch die Betreuung durch Gewerkschaftssekretäre ist wichtig, deren schwere Erreichbarkeit und die langen Zeitabläufe machen es nicht immer leicht. Die Betreuung müsste besser organisiert werden, wenn es beispielsweise um Beratung und Rechtsschutz geht. Hier haben Gewerkschaftssekretäre ein viel zu großes Betreuungsgebiet. Ich fürchte, das ist allein nicht zu schaffen.