Ausgabe 07/2013
Anfangs belächelt, heute ganz vorn
ver.di und NGG haben 2006 die Initiative Mindestlohn gegründet
Heike Langenberg ist Redakteurin der ver.di PUBLIK
Eine fast unendliche Geschichte scheint auf der Zielgeraden angekommen zu sein. Der gesetzliche Mindestlohn ist eins der entscheidenden Themen bei den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD. Aufgebracht haben die Idee eines Mindestlohns in Deutschland ver.di und die Gewerkschaft Nahrung - Genuss - Gaststätten (NGG), als sie im Jahr 2006 die Initiative Mindestlohn gründeten.
Anfangs wurde die Idee belächelt als Eingeständnis fehlender Tarifmächtigkeit. Bei anderen stieß sie hingegen sofort auf Zustimmung - eine Zustimmung, die bis heute angewachsen ist. Über 80 Prozent der Bürger/innen sprechen sich mittlerweile für einen Mindestlohn aus.
ver.di und NGG haben dafür gesorgt, dass der Öffentlichkeit bewusst geworden ist, dass immer mehr Menschen für Löhne schuften müssen, die zum Leben nicht reichen, dass Stundenlöhne von fünf Euro und weniger auch in einem reichen Land wie Deutschland keine Ausnahme mehr sind. Sie machten öffentlich, dass Niedriglöhne zu einem lohnenden Geschäftsmodell für Arbeitgeber geworden sind, das wir alle über unsere Steuergelder mitfinanzieren.
Hier kann nur ein allgemeiner, gesetzlicher und flächendeckender Mindestlohn von anfangs 8,50 Euro pro Stunde Einhalt gebieten. Durch den von den Gewerkschaften angestoßenen wachsenden gesellschaftlichen Druck kamen selbst CDU, CSU und FDP im Bundestagswahlkampf nicht mehr umhin, sich dem Thema anzunähern, wenn auch mit untauglichen Mindestlohn-Modellen, die zu große Ausweichmöglichkeiten zulassen.
Ist das jetzt zu viel Eigenlob für eine Idee aus der Mitte unserer Organisation? Mitnichten. Es ist vielmehr ein Beispiel für eine erfolgreiche Initiative, mit der sich ver.di für die Interessen ihrer Mitglieder einsetzt. Eine von vielen großen wie kleinen Ideen, mit der eine starke Gemeinschaft wie ver.di Erfolg haben kann.