PETRA WELZEL ist Redakteurin der ver.di PUBLIK

Die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD - wenn sie denn tatsächlich zu arbeiten beginnt - sitzt noch nicht einmal mit ihren dollen Beschlüssen zur Leiharbeit im Parlament, da haben sich die Personalabteilungen der großen und kleinen Konzerne schon wieder Handlungsspielraum verschafft, sprich die Beschlüsse der Koalitionäre schon im Vorhinein ausgehebelt.

So hat etwa der IT-Dienstleister T-Systems RSS die ersten seiner 50 Leiharbeiter, die schon länger als ein Jahr beschäftigt waren, gekündigt. Warum, ist klar: Weder will man die Leiharbeiter nach neun Monaten so bezahlen wie die Festangestellten, noch will man sie nach 18 Monaten übernehmen. Aber da die Deutsche Telekom - zu der T-Systems RSS gehört - etwas auf sich hält, werden jetzt nicht einfach alle Leiharbeiter/innen aussortiert. Sie gehen bei ihrer Leiharbeitsfirma Randstad einfach zwei Türen weiter und lassen sich vom Randstad-Konkurrenten Tecops als nunmehr Werkvertragsbeschäftigte bei T-Systems RSS wieder einstellen. Ausgerechnet zum Ausufern von Werkverträgen gibt es eben keinen Beschluss der Koalition. Bei der Axel Springer AG läuft das dieser Tage so: Gerade hatten sich die Leiharbeiter im Spandauer Druckhaus des Unternehmens mit ver.di-Unterstützung einen Stundenlohn von 8,50 erstritten, also den Mindestlohn, der ja ab Januar 2015 ohnehin kommen soll, da schließt Springer mal eben einen neuen Werkvertrag mit einer anderen Leiharbeitsbude ab, die nur 7,50 Euro zahlt. Den Beschäftigten bleibt da nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, Kündigung oder mieserer Bezahlung.

Die Beschäftigten bei Springer wehren sich jetzt, Ausgang ungewiss. Bei der Telekom bleibt der laute Aufschrei noch aus, obwohl insgesamt 1800 Leiharbeiter zum Teil ganz entsorgt werden sollen. Sie erleben bisher still, dass die neue Koalition sie keineswegs schützt, sondern die Härten am Arbeitsmarkt nur verlagert. Willkommen in der schönen neuen Arbeitswelt der Großen Koalition.