Golfstaat Oman - zwischen Tradition und Moderne

von Edith Kresta

Der Souk von Masquat, direkt am Hafen, wo die zwei riesigen Luxusjachten des Sultans Quabus ibn Sa'id Al Sa'id liegen, ist lebendiges Reservat des traditonellen Masquat. Vor den kleinen Geschäften der verwinkelten, alten Stadt riecht es nach Weihrauch und Bukhur, einer Duftmischung, die auf ein glühendes Kohlestück und in Parfumöl getränkte Holzspäne gelegt wird: Oriental Flower, Amor, Fara-Night, Weihrauch sind die Düfte, die das alte Einkaufszentrum, eigentlich das ganze Land, immer wieder durchziehen.

Eine Gruppe deutscher Tourist/innen steht vor einem Geschäft, in dem Berge der goldgelben Harztropfen liegen, die aus der Rinde des Weihrauchbaumes gewonnen werden. Das luftgetrocknete Gummiharz kommt aus den Bergen des Südens, der Region um die Küstenstadt Salalah. Vom Oman wurde der Weihrauch quer über die Arabische Halbinsel ins Heilige Land gebracht, von dort in die gesamte antike Welt. Dem Weihrauch - eines der Geschenke der Heiligen drei Könige - wird eine betörende Wirkung zugesprochen. Betörend wie Amouage, das Geschenk des Königs, eine Luxusparfum-Edition, die der Sultan für sich und seine Gäste kreieren ließ.

Wer es sich leisten kann

Vom historischen Masquat, der sagenhaften Handelsstadt und Hauptstadt des Oman, ist wenig übrig geblieben, nur eine Hand voll Häuser. Der Sultan hat ernst gemacht mit der Modernisierung: eine gesichtslose, moderne Verwaltungsstadt mit breiten Straßen für den rastlosen Autoverkehr und hochschießenden Imponiergebäuden hat sich in die Landschaft gefressen und die lebendige Hafenstadt am indischen Ozean verschluckt.

Einkaufen geht heute, wer es sich leisten kann, in den vollklimatisierten Malls beispielsweise im Stadtviertel Ruwi. Philippinische Kosmetikerinnen, indische Verkäufer arbeiten in den Geschäften. "Ich habe seit vier Jahren meine Familie nicht gesehen", sagt die Kosmetikerin Maria. Zusammen mit zwei philippinischen Kolleginnen wohnt sie in Ruwi, ihre drei Kinder sind auf den Philippinen bei ihrem arbeitslosen Mann. "Ich habe Sehnsucht nach meiner Mutter", sagt sie. Marias Geschichte ist eine von vielen. Die Migrationspolitik des Landes ist - wie in den anderen Golfstaaten auch - eine Geschichte der Ausbeutung.

Träume von SindbadSultan Qabus ibn Sa'id Al Sa'id regiert seit 41 Jahren. Er gibt den guten Patriarchen. Politisch hat der Sultan die alleinige Autorität, die Gesetze des Landes durch königliche Erlasse zu ändern. Parteien sind verboten. Jegliche Kritik am Sultan ist verboten. Als es zu Demonstrationen während des arabischen Frühlings kam, wurden Studenten verhaftet. Erst nach mehr als zwei Jahren kamen sie wieder frei.

Er habe das Land innerhalb von 40 Jahren modernisiert, wird Qabus allerorts gelobt. Auch die Frauen habe er gefördert. "Im Oman darf die Frau Auto fahren, regieren, einen Betrieb leiten", sagt Samir Barone. Der Kunstsammler mit den wertvollen chinesischen Vasen im Wohnzimmerschrank plant ein Museum der Seidenstraße, wo die alten Träume von der multikulturellen Handelsnation aufleben: von Sindbad dem Seefahrer, von Schiffen mit feinstem Porzellan aus China, die schon im 8. Jahrhundert von hier aufbrachen, von den Karawanen, die durch die Wüste Rub al-Chali, das leere Viertel, zogen und Weihrauch und Myrrhe nach Nordafrika und ins christliche Europa brachten.

Der Tourismus soll eine wirtschaftliche Perspektive für die Zukunft, die Zeit nach dem Öl sein. Denn verglichen mit den anderen arabischen Golfstaaten sind die Ölreserven im Oman gering. Der Oman wirbt damit, ein weltoffenes, ein sicheres Reiseland zu sein. Letzteres stimmt: Im Oman können Urlauber/innen das Land erkunden, ohne von korrupten Polizisten oder bewaffneten Straßenräubern behelligt zu werden. Im Nachbarland Jemen werden regelmäßig Ausländer/innen von fundamentalistischen Splittergruppen entführt.

Einsame Sandwüsten, grüne Oasen, schroffe Gebirge, schöne Strände - der Oman ist rau, exotisch, behäbig. Eine Reise dorthin ist vielfältig. Es ist eine unwirkliche Zeitreise zwischen der Tradition auf dem Land und der Moderne in den Städten.

ANREISE Oman Air fliegt von Frankfurt und München aus mehrmals in der Woche direkt in den Oman. Außerdem können Sie von Oman viele Anschlussverbindungen nutzen. Zum Beispiel günstige Flüge mit Oman Air nach Indien oder zu anderen asiatischen Reisezielen. www.omanair.com

VERANSTALTER Wer den Oman als Reiseziel wählt, begibt sich in das Sultanat im Osten der Arabischen Halbinsel und in ein Gebiet, das sich zwar binnen weniger Jahrzehnte zum modernen Staat entwickelte, aber dennoch alte Traditionen und damit seine arabische Identität wahren konnte. Von Großveranstaltern wie TUI oder FTI bis zu Studienreiseveranstaltern wie Studiosus und SKR Reisen bieten viele Reiseveranstalter Oman-Reisen an.

Hinweis: Diese Reise wurde unterstützt von Oman Air und SKR Reisen www.skr.de