Billig kommt uns teuer zu stehen - Ein günstiger Preis spricht viele von uns an. Kaum steht da eine neue, noch niedrigere Summe an der Ware, greifen wir reflexartig zu. Wir freuen uns, ein Schnäppchen gemacht zu haben, mögen moralische Ansprüche, die wir sonst im Leben vertreten, noch so hoch sein. An diesem Punkt setzt der Münchener Journalist Franz Kotteder an. Er bestärkt das dumpfe Gefühl, das Schnäppchenkäufe hinterlassen, und regt an, mal genauer über den Preis nachzudenken. Dazu liefert er viele Beispiele. Seien es die Arbeits- und Produktionsbedingungen, sei es die Qualität der Ware, insbesondere im Lebensmittelbereich. "Das ,System Billig' lebt davon, dass seine wahren Kosten erst einmal verborgen bleiben", schreibt der Journalist und zeigt, wer davon profitiert. In erster Linie sind es große Industriekonzerne, die sich Patente auf Saatgut sichern, deren Lobby Politik in Parlamenten auf allen Ebenen weltweit beeinflusst. Aber es sind auch Handelskonzerne, die es immer wieder schaffen, die Preise zu senken, ohne dass ihre Gewinne darunter leiden. Nicht umsonst stehen deren Eigentümer immer wieder ganz oben auf der Liste der reichsten Deutschen. hla

Franz Kotteder: Billig kommt uns teuer zu stehen. Das skrupellose Geschäft der globalisierten Wirtschaft, Ludwig-Verlag, München, 272 Seiten, 19,99 €, ISBN 978-3453200418


Armutszeugnis - Auch wenn die Entwicklungspolitik in den vergangenen Jahrzehnten viel erreicht hat, gibt es noch keinen Grund, sich entspannt zurückzulehnen, sagt der Erziehungswissenschaftler Asit Datta. Die Fakten, die er aufzählt, sprechen für sich. Denn es hungern heutzutage mehr Menschen als noch vor 20 Jahren. Pro Tag sterben 25 000 von ihnen an Hunger und Folgekrankheiten. Das ist die Bevölkerung einer Kleinstadt. Wer den Hunger überlebt, leidet oft sein Leben lang noch unter den durch den Mangel hervorgerufenen körperlichen und seelischen Folgen. Deswegen hat Datta hier eine schonungslose Bilanz vorgelegt. Er schaut, wie sich die Gewichte insbesondere im Handel, aber auch bei der Energieversorgung und -produktion eindeutig weiter zu Lasten der Entwicklungsländer verschoben haben. Auch von einer Gleichheit der Geschlechter seien die Entwicklungsländer weit entfernt. Datta zeigt aber auch, was jetzt auf den verschiedenen Ebenen dringender denn je getan werden muss, damit die Bilanz in weiteren 20 Jahren deutlich positiver ausfällt. hla

Asit Datta: Armutszeugnis. Warum heute mehr Menschen hungern als vor 20 Jahren, dtv, München, 218 Seiten, 14,90 €, ISBN 978-3423249836