Knochenjob : Jannik Kühler

Die Arbeitsbedingungen im Klinikum Nordstadt in Hannover sind für Jannik Kühler gerade noch akzeptabel. Der 25-Jährige arbeitet in der Notaufnahme des 495-Betten-Hauses, und in diesem sensiblen Bereich ist Personaleinsparung im doppelten Sinn nur bis zur Schmerzgrenze möglich. Im Drei-Schichten-Modell werden rund um die Uhr Menschen nach Unfällen oder mit akuten Schmerzen versorgt - ein Knochenjob.

Wartezeiten von rund vier Stunden seien häufig die Regel. Aber am ersten Glatteistag des Jahres mit vielen Stürzen und Brüchen können es auch schon mal sechs oder acht Stunden Wartezeit werden. Da heißt es: Nerven behalten. Doch Kühler hat nach Abitur, Zivildienst und Ausbildung zum Rettungssanitäter genau diesen Beruf gewählt, weil er gern mit Menschen umgeht. Im vergangenen Jahr hat er im Klinikum Nordstadt seine Ausbildung zum Krankenpfleger beendet und arbeitet seitdem in der Notfallaufnahme.

Immer wieder einspringen

"Wir haben hier noch relativ geregelte Arbeitszeiten und unsere Überstunden müssen wir innerhalb eines Jahres abbauen, sonst werden sie ausgezahlt", berichtet er. Doch auch er beklagt, dass er häufig bei Krankheiten von Kollegen einspringen muss. Dienstpläne gar an persönliche Pläne oder die Familie anzupassen, das sei nicht möglich. "Familienfreundlich ist der Pflegeberuf nun wirklich nicht", sagt er. Aber eine Familie von seinem Gehalt zu ernähren, das sei auch fast unmöglich.

Nur mit Zulagen für Nacht- und Feiertagsarbeit kommt der Krankenpfleger auf 1600 bis 1700 Euro netto. "Ohne Zuschläge blieben mir nur etwa 1400 Euro im Monat", rechnet er vor. Davon Partnerin und Kind zu ernähren, Miete mit ständig steigenden Nebenkosten zu zahlen, das sei schon ein Kunststück. Doch für ihn und seine noch studierende Freundin, mit der er zusammenlebt, stelle sich die Familienfrage noch nicht.

Die ver.di-Forderung nach besserer Bezahlung unterstützt Kühler. "Wir haben einen Beruf mit hoher Verantwortung, aber Anerkennung und eine angemessene Bezahlung erhalten wir nicht, vor allem im Vergleich zur Kfz-Branche." Seit 2010 ist Jannik Kühler ver.di-Mitglied und engagierte sich bis zum Ende seiner Ausbildung in der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV). Da habe er bei den Streiks die Azubis organisiert. Auch bei der ver.di-Postkartenaktion war er dabei und fuhr während der Koalitionsverhandlungen im vergangenen Jahr mit nach Berlin, um die ver.di-Forderungen an SPD und CDU zu übergeben.

Jetzt will er sich weiter engagieren - für die Mitarbeiter im Klinikum: Er kandidiert für den Betriebsrat. Auf der ver.di-Liste steht er auf Platz 10. "Sollten wir von ver.di das Ergebnis halten, dann bin ich auf dem ersten Ersatzplatz", sagt er. Doch bis dahin, will er noch engagiert Wahlkampf machen, damit es reicht. Toi, toi, toi!

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