Streikdemo am 19. März 2014 in München. Links im Bild Jana Kral, Auszubildende aus Freising

Was müssen das für mutige junge Leute sein, wenn in einem Betrieb nur die Auszubildenden bei einem Streik mitmachen? Die Nachwuchskräfte in der Krankenpflege am Klinikum Freising haben es sich getraut. Sie haben in der Tarifrunde für den Öffentlichen Dienst die Arbeit niedergelegt, während ihre "erwachsenen" Kolleginnen und Kollegen ganz normal Dienst taten.

Jana Kral und Benedikt Koch, beide Auszubildende im dritten Jahr, haben den Streik organisiert. Und sie haben sich dazu einiges einfallen lassen. Am Abend zuvor zogen sie im Wohnheim von Zimmer zu Zimmer - mit "ver.di-Bier" in der Hand. "Wer aufgemacht hat, bekam ein Bier und musste uns zuhören", erzählt Benedikt. Bereits in den Tagen zuvor hatten die beiden, die auch Mitglieder der Jugend- und Auszubildendenvertretung sind, "whatsapp"-Gruppen für die ersten beiden Ausbildungsjahrgänge eingerichtet. "Darüber haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen mit Informationen zur Tarifforderung und zum Streikrecht regelrecht zugeschüttet", schmunzelt Jana.

Hatten sie keine Angst? Benedikt sagt, dass er schon darüber nachgedacht hat. Aber er habe sich im Netzwerk der ver.di-Jugend, in deren Münchner Aktivenkreis er auch mitarbeitet, gut aufgehoben und sicher gefühlt. Jana war guter Dinge, weil sie nicht alleine war. "Ich habe mir gedacht, wenn wirklich was passiert, ist Benedikt genauso dran. Viel nervöser war ich wegen der Rede, die ich auf der Streikkundgebung halten sollte."

Am Streiktag selbst wurden die Auszubildenden in aller Frühe vor dem Wohnheim abgefangen, als sie gerade in die Klinik gehen wollten. Sie reagierten erst einmal verdutzt, bekamen eine Tasse Kaffee zum Wachwerden, und dann wurde ihnen gesagt, sie sollten auf der Station anrufen und Bescheid geben, dass sie heute wegen des Streiks nicht kommen würden. Spätestens von diesem Moment an waren viele Feuer und Flamme. Am Ende hatte mehr als die Hälfte der Auszubildenden den Mut, sich abzumelden und mitzufahren zur Streikkundgebung nach München. "Ich bin noch immer stolz drauf, dass so viele mitgekommen sind", freut sich Benedikt auch noch einige Wochen danach.

Und Jana ist begeistert über das Echo der jungen Kolleginnen und Kollegen nach dem Streik: "Die waren noch mehrere Tage lang wie in einem Zustand der Glückseligkeit. Sie waren so beeindruckt, weil wir auf der Kundgebung so viele waren und alle das Gleiche wollten." Sie selbst sei in den Tagen danach von wildfremden Menschen angesprochen worden, die ihr zum Streik und zu ihrer Rede gratuliert hätten.

Auf jeden Fall wieder dabei

Mit dem Ergebnis sind Jana und Benedikt nicht ganz zufrieden. Die Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 40 und dann um 20 Euro sei "eher mager" und die Regelung zur Übernahme "nicht zufriedenstellend". Das Klinikum Freising ist ein Ausbildungskrankenhaus. Nach der Ausbildung bekommen alle nur einen befristeten Vertrag, obwohl das Personal gebraucht wird. Das leuchtet Jana überhaupt nicht ein. "Das finde ich ungerecht und unfair. Da hätte ich mir vom Tarifabschluss mehr erwartet."

Wenn in einer der nächsten Tarifrunden wieder zum Warnstreik aufgerufen werden sollte? "Dann sind wir auf jeden Fall wieder mit dabei", antworten beide wie aus der Pistole geschossen. Wo junge Leute so viel Lust haben, etwas zu bewegen, brauchen wir uns um die Zukunft unserer Gewerkschaft keine Sorgen zu machen.