Personalschlüssel in Kitas und Krippen längst überholt

Bildung - Die Pläne der niedersächsischen Landesregierung, in den Krippen eine dritte Betreuungskraft einzuführen, bewertet ver.di als einen "Anfang". Grundsätzlich sei es zu begrüßen, dass die niedersächsische Landesregierung die Betreuungsqualität für Kinder unter drei Jahren verbessern und eine dritte Krippenkraft einführen wolle, sagte ver.di-Fachsekretärin Katja Wingelewski. Allerdings finanziere das Land damit ausschließlich Sozialassistent/innen, benötigt würden aber auch Erzieherinnen und Erzieher mit einer vier- bis fünfjährigen Fachausbildung. Zudem werde die dritte Betreuungskraft nur schrittweise eingeführt: Mit 20 Wochenstunden ab 2015 und mit 40 Stunden erst ab 2020.

Die Verbesserung in den Krippen sei zwar ein Anfang, so Katja Wingelewski, doch auch für die Betreuung der Kinder über drei Jahren müsse mehr Personal her. Die Novellierung des niedersächsischen Kita-Gesetzes sei längst überfällig. Zurzeit betreuen zwei pädagogische Fachkräfte eine Kitagruppe von bis zu 25 Kindern. "Dieser Personalschlüssel wird den gestiegenen Anforderungen frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung längst nicht mehr gerecht", sagte Wingelewski.

Der aktuelle Ländermonitor "Frühkindliche Bildung" der Bertelsmann-Stiftung berechnet etwa für Niedersachsen einen Mehrbedarf von 4200 pädagogischen Fachkräften - davon 3200 Erzieherinnen und Erzieher für unter dreijährige und 1000 Erzieher/innen für über dreijährige Kinder. Die Experten halten die Betreuung von drei Kindern in einer Krippengruppe durch eine Erzieherin für pädagogisch sinnvoll und erforderlich. Das Betreuungsverhältnis in Niedersachsen betrage jedoch nur 1 : 4,2 bei den unter Dreijährigen. Damit ist das Land im Vergleich der westlichen Bundesländer fast Schlusslicht. Um den steigenden Bedarf an pädagogischen Fachkräften zu decken, müssen laut ver.di auch die Ausbildungskapazitäten erweitert werden.


Nach Streik: Mediengruppe schließt Kundenzentrum

Madsack - Kahlschlag im Kundenzentrum: Nach 117 Streiktagen um einen Tarifvertrag stehen 87 Beschäftigte der Mediengruppe Madsack (Hannoversche Allgemeine / HAZ, Neue Presse / NP) vor dem Nichts. Das Kunden Service Center (KSC) in Hannover wird bis Dezember 2014 geschlossen. Kundenaufträge sollen künftig von der MZ Dialog, einem Unternehmen der Mediengruppe DuMont Schauberg, in Halle erledigt werden. Die Beschäftigten reagierten auf die Entscheidung der Konzernleitung mit Empörung.

"Auf die berechtigte Forderung nach einem Tarifvertrag folgt nun die Ver- nichtung der Arbeitsplätze. Das ist ein Skandal", sagte Lutz Kokemüller, ver.di-Fachbereichsleiter Medien. Noch vor knapp zwei Jahren hatte das Unternehmen erklärt, es werde das KSC zum bundesweit führenden Servicecenter der Zeitungsbranche ausbauen. "Aber nachdem die KSC-Beschäftigten begonnen haben, sich gemeinsam für bessere Arbeits- und Entlohnungsbedingungen stark zu machen und dafür auch zu streiken, hat dieses Ziel auf einmal keinen Bestand mehr", kritisiert der Gewerkschafter.

In einem der längsten Streiks in einem Medienunternehmen hatte ver.di seit mehr als einem Jahr um einen Haustarifvertrag für die Beschäftigten des Kunden Service Centers gerungen. Doch Madsack war nicht einmal bereit, überhaupt Verhandlungen aufzunehmen. "Damit hat die Konzernspitze gezeigt, dass sie das Unternehmen nach Gutsherrenart führen will. Mit dem Schließungsbeschluss treibt sie ihre soziale Verantwortungslosigkeit nun auf die Spitze", sagt Kokemüller.

Auch das Leipziger Call-Center soll zum Ende des Jahres abgewickelt und der Auftrag nach Halle vergeben werden. Betroffen davon sind mindestens weitere 45 Beschäftigte.