Der neue Investor verkündet erste radikale Einschnitte

Maria Kniesburges ist Chefredakteurin der ver.di publik

Wenn heutzutage das Wort Investor fällt, lässt das meist schon nichts Gutes ahnen. Investoren nennen sie sich schließlich alle, die auf Kosten von Beschäftigten oder auch auf Kosten von langjährigen Mietern ein millionen- oder gar milliardenschweres Schnäppchen machen wollen. Als Investor, den nur der Himmel geschickt haben konnte, wurde vor vier Jahren Nicolas Berggruen gefeiert, ein Investor im Wohltäter-Gewand.

Der hatte die Warenhauskette Karstadt für einen Euro gekauft und ihr und sich eine blühende Zukunft vorausgesagt, denn er wolle investieren. Schon bald aber wurde klar: Berggruen hatte keine Investitionen im Sinn, sondern viele schnelle Euros. Statt in die Zukunft des Unternehmens und seiner Beschäftigten zu investieren, zog er Millionen aus dem Unternehmen heraus. Einfach indem er die Karstadt-Markenrechte, die er erworben hatte, für stattliche Beträge an die Kaufhauskette zurückvermietete. Sozusagen ein unschlagbares Sanierungskonzept - für Berggruen persönlich.

Den Beschäftigten verlangte Berggruen eine Sanierung anderer Art ab: Im Frühjahr 2013 - er hatte noch immer nichts investiert - kündigte er eine "Tarifpause" an, also schlechtere Bezahlung und Verzicht der Beschäftigten zum Wohle des Unternehmens und dessen Zukunft, wie es wieder einmal hieß. Denn es war nicht das erste Opfer, das die Beschäftigten gebracht haben. Auf mittlerweile rund 700 Millionen Euro summieren sich die Beiträge der Karstadt-Belegschaft zur Sanierung des Konzerns, durch Verzicht auf Lohn, Sonderzahlungen und anderes mehr. 700 Millionen Euro für nichts? Der neue Karstadt-Besitzer trägt jedenfalls wieder den Titel "Investor" im Namen, der Österreicher René Benko, bislang vor allem als Größe im Immobiliengeschäft bekannt. Der ließ bereits die ersten Schließungen ganzer Häuser verkünden. Darunter die erfolgreiche Filiale in Stuttgart, in bester Innenstadt-Lage. Wie es ein Investor eben so macht.