Demografische Entwicklungen sind ein gesellschaftliches, aber auch ein betriebliches Thema

Immer wieder überschlagen sich die Medien mit Lobeshymnen auf unsere schöne Landeshauptstadt: München boomt! München wächst! Die Stadt ist in der glücklichen Lage, dass die Gewerbesteuereinnahmen nicht eingebrochen sind und Schulden getilgt werden können. Dafür mussten die Beschäftigten der Stadt in den letzten Jahren aber auch bluten.

Insgesamt sechs Haushaltskonsolidierungen mussten die Kolleginnen und Kollegen über sich ergehen lassen und bekamen die Konsequenzen zu spüren. Stellen wurden nicht mehr besetzt. Die Arbeit wurde stetig verdichtet, die psychische Belastung immer größer. Eine 2013 stadtweit ausgelegte "Zufriedenheitsumfrage" bei den Beschäftigten zeigte deutlich: Es gibt viel zu tun.

Hinzu kommen der Fachkräftemangel, die Rente mit 67 und die demografische Entwicklung. In rund zehn Jahren geht ein Drittel der städtischen Beschäftigten in den Ruhestand. Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, unsere Belegschaft mit den unterschiedlichsten Maßnahmen unterstützen, uns um "gesunde Arbeitsplätze" für Jung und Alt kümmern, wenn wir den Belastungen nicht mit geeigneten Maßnahmen entgegen wirken, steuern wir sehenden Auges gegen eine Wand.

Dass es auch anders geht, haben uns die skandinavischen Länder längst bewiesen, allen voran Finnland. Dort hat man bereits vor mehr als zehn Jahren erkannt, dass die demografische Entwicklung ein gesellschaftliches, aber insbesondere auch ein betriebliches Thema ist. Mit zahlreichen Maßnahmen haben Gewerkschaften, Betriebe und Politik reagiert. Langzeitstudien belegen große Erfolge.

Verbindliche Regelungen

All das war Grund genug für uns als ver.di-Betriebsgruppenvorstand der Landeshauptstadt München, uns des Themas in einer zweitägigen Klausur intensiv anzunehmen. Da unsere Betriebsgruppe fachbereichsübergreifend mit Vertrauensleuten besetzt ist, konnten wir uns fundiert austauschen und beraten und haben für uns die Handlungsfelder der Zukunft abgesteckt.

So braucht es nicht nur altersgerechte Arbeitsplätze, sondern auch auf die Jüngeren und die Älteren zugeschnittene Arbeitsbedingungen. Es braucht Regelungen zur Arbeitszeitgestaltung, zur Aus- und Weiterbildung, zu den beruflichen Perspektiven, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, langfristig angelegte Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Stabilität von Gesundheit. Wir brauchen verbindliche Regelungen beim Umgang mit Leistungsgeminderten - und das ohne finanzielle Einbußen für die Betroffenen. Es braucht aber auch ein Konzept zum Thema "Wissenstransfer". Und mit Sicherheit auch eine lebensphasenorientierte Personalarbeit. Auch das Thema soziale Leistungen wurde als große Aufgabe gesehen. Schließlich ist München eine teure Stadt.

Ob wir bei den genannten Handlungsfeldern den Weg über Dienstvereinbarung oder Tarifvertrag beschreiten, wird sich zeigen. Bis dahin gilt es, noch viele "dicke Bretter zu bohren", zu sondieren, Gespräche zu führen, um die heißesten Themen unter Dach und Fach zu bringen. Die Segel sind jedenfalls gehisst. Alles in allem haben wir uns auf die Fahne geschrieben, unsere Kolleginnen und Kollegen beim täglichen Kampf im Arbeitsleben mit den genannten Arbeitsbedingungen zu entlasten - und zwar langfristig und nachhaltig.

Ursula Hofmann ist Vorsitzende des ver.di-Betriebsgruppenvorstandes der Landeshauptstadt München.