Die Apple-Store-Betriebsräte Kai Slapschy und Max Gagesch

Empfangen werde ich am Eingang des Apple Stores in der Münchner Fußgängerzone mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen: von Kai Slapschy, dem Vorsitzenden des Betriebsrats, und seinem Kollegen Max Gagesch, auch er Mitglied im Betriebsrat. Auf den ersten Blick herrscht im größten deutschen Apple Store ein buntes Treiben mit einem für mein Empfinden relativ hohen Geräuschpegel. Das sei aber schon deutlich besser geworden, berichtet Max, früher sei die Musik noch um einiges lauter gewesen.

Kai und Max sind "Betriebsräte der ersten Stunde". Sie waren mit dabei, als 2011 in der Münchner Rosenstraße der erste Betriebsrat in einem der inzwischen 14 deutschen Apple Stores gewählt wurde. Auslöser war die damals ungleiche Bezahlung von Beschäftigten. Beim Start des Stores 2008 wurden gute Gehälter gezahlt, um ausreichend und qualifiziertes Personal zu finden. Dann nahmen die Bewerberzahlen zu, und die Gehälter wurden gesenkt. Später änderte sich das wieder, aber nur für Neueingestellte. Die Differenz beim Stundenlohn lag teilweise zwischen drei und vier Euro - für die gleiche Tätigkeit.

Die Unzufriedenheit darüber bewog einige Beschäftigte, bei ver.di anzuklopfen und um Unterstützung bei der Wahl eines Betriebsrats zu bitten. Die ersten geheimen Treffen fanden in den Räumen von ver.di statt. Kai, der sich selbst als sozial engagierten Typen bezeichnet, war von Anfang an dabei. Entgegen den Befürchtungen gab es von Seiten des Managements keine wirkliche Behinderung der Betriebsratswahl.

Immer erst vors Gericht

Gesteuert werden die Apple Stores aus den USA. Die Amerikaner hätten bis heute nicht begriffen, dass es in Europa Gesetze mit Arbeitnehmerschutzrechten gibt. Oftmals würden sie das erst verstehen und akzeptieren, wenn ein deutsches Gericht ein Urteil gesprochen hat. Trotzdem betonen Kai und Max, dass Apple nicht die übliche amerikanische Politik des Hire and Fire betreibe. In den USA habe Apple als eines der wenigen Unternehmen eine freiwillige Krankenversicherung eingeführt.

Etwas ärgerlich sei die Bürokratie, die die Zentrale vorgibt. Die Reparatur eines Geräts, die übrigens direkt im Apple Store stattfindet, dauert oft nur drei Minuten. Die Fragen an den Kunden, die dokumentiert werden müssen, dagegen sieben Minuten. Dennoch seien die Beschäftigten stolz, in dem Unternehmen zu arbeiten. Sie identifizierten sich auch sehr stark mit den Produkten, die sie verkaufen beziehungsweise reparieren. "Das macht es für uns Betriebsräte nicht ganz einfach", meint Kai. Und setzt hinzu: "Aber es macht trotzdem Spaß, bei Einzelthemen zu helfen oder etwas zu verbessern."

Als Max und Kai von ihrem größten Erfolg erzählen, lachen sie mehrfach laut, weil sie sich immer noch freuen. Im Geleitzug einer Lohnerhöhung bei Apple weltweit sei es ihnen gelungen, noch bessere Lohnanpassungen der schlechter bezahlten Kolleginnen und Kollegen in ihrem Münchner Store durchzusetzen. Viele Beschäftigte hätten dadurch sehr hohe Gehaltssteigerungen bekommen, in einem Fall sogar knapp über 1000 Euro mehr im Monat.

Einen Wermutstropfen verschweigen die beiden aber nicht: Nur ein sehr geringer Teil der rund 180 Beschäftigten sei bisher in der Gewerkschaft organisiert. Kai will aber nicht lockerlassen: "Unser nächstes Ziel ist ein Haustarifvertrag." Und er hofft, dass dann auch deutlich mehr Kolleginnen und Kollegen ver.di-Mitglied werden.

Heinrich Birner