Kompromissvorschlag: 3,7 Prozent für zwölf Monate

Papier-, Pappe- und Kunststoffverarbeitung - Die beiden Tarifrunden in der Papier-, Pappe- und Kunststoffverarbeitung waren auch in Niedersachsen von Warnstreiks begleitet. So legten 80 Beschäftigte der Graphic Packaging International Germany GmbH Bremen die Arbeit nieder. Die Firma in Bremen-Hemelingen stellt vor allem Multipacks aus Karton für die Bier- und Getränkeindustrie her. Dem Warnstreikaufruf von ver.di folgten auch etwa 180 Beschäftigte beim Tapetenhersteller Rasch in Bramsche sowie 150 Beschäftigte der Firma Mayr-Melnhof Behrens (MMP) in Alfeld. Die MMP-Gruppe ist mit einem jährlichen Produktionsvolumen von mehr als 50 Milliarden Faltschachteln einer der größten Faltschachtelproduzenten der Welt.

Weiterhin beteiligten sich die 70 Beschäftigten der Firma Klingele in Delmenhorst an den landesweiten Warnstreikaktionen. Die Klingele Papierwerke produzieren Rohpapiere und Erzeugnisse aus Wellpappe. Die Beschäftigten von Heyne & Penke in Dassel, Hersteller von flexiblen Verpackungen aus Papier und Folie für den Food- und Non-Food-Bereich, unterstützten die ver.di-Tarifkommission mit einer aktiven Mittagspause. Zur zweiten Runde im Oktober haben die Arbeitgeber 1,3 Prozent für die ersten zwölf Monate angeboten. "Selbst die durchschnittliche Abschlussrate der 2014 wirksam werdenden Tarifanhebungen beträgt 3,4 Prozent in Deutschland", so ver.di-Fachbereichsleiter Lutz Kokemüller. ver.di schlägt statt ursprünglich 5,5 Prozent als Lösung nun 3,7 Prozent für zwölf Monate vor, um möglichen wirtschaftlichen Unsicherheiten Rechnung zu tragen. Zur Branche gehören Hersteller von Wellpappe, Faltschachteln, Hygienepapieren, flexiblen Verpackungen, Tapeten und Büroartikeln.


Immer noch ohne Tarifverhandlung!

Ameos-Kliniken - Nach mehreren Warnstreiks haben die ver.di-Mitglieder der Ameos-Klinik in Osnabrück in einer Urabstimmung zu 100 Prozent für einen unbefristeten Streik gestimmt. Seit dem 30. September streiken die Beschäftigten inzwischen. Unterstützung erhielten sie von Hildesheimer Kolleg/innen, die sich ebenfalls im Warnstreik befanden, und von Kolleginnen und Kollegen der Ameos-Eingliederungshilfe Gut Neuhof in Petershagen, die sich bei Redaktionsschluss bereits seit neun Wochen im Streik befanden. Mehr als 300 Menschen zogen in Osnabrück zur Kundgebung auf den Rathausplatz.

Schon Ende September 2013 gingen die Kündigungen der Tarifverträge für die Ameos-Kliniken Osnabrück und Hildesheim bei ver.di ein. Gleichzeitig forderte die Geschäftsführung Verhandlungen über einen Haustarifvertrag. "Seit einem Jahr versuchen wir, mit Ameos zu verhandeln. Ohne Erfolg", sagt ver.di-Fachsekretärin Elke Nobel. Verhandelt wurde einzig über Notdienstvereinbarungen. "Aufgrund der Kündigung ihres Tarifvertrages sind die Beschäftigten von den Lohnerhöhungen abgekoppelt", so die Fachsekretärin. Geld genug sei da. Die Ameos-Häuser in Osnabrück und Hildesheim hätten mehr als sieben Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.

Dringend benötigtes Personal wird über die Ameos-eigene Service-Gesellschaft eingestellt - "gleiches Geld für gleiche Arbeit" gebe es aber nicht. "Gespart wird vor allem in der Psychiatrie auf Kosten des Personals und somit indirekt zu Lasten der Kranken", so Elke Nobel. Eine Psychiatrie-Station braucht Menschen mit Zeit für Gespräche, die Ängste nehmen und Sicherheit geben. Psychisch Kranke benötigen feste Teams. Befristete Arbeitsplätze, Angst vor Versetzungen und hohe Arbeitsbelastung schaffen eher eine Atmosphäre der Angst und Unsicherheit auf Seiten der Beschäftigten - und der Patienten.